Man denkt sich die Geschwindigkeitsvektoren der
Teilchen in ihre Komponenten in die 6 Richtungen der Koordinatenachsen (positive
und negative x-, y-, und z-Achse) zerlegt. Dies bedeutet, dass man die ungeordnete
Bewegung der Gasteilchen durch eine in 6 Richtungen geordnete Bewegung ersetzen
kann. In jede der genannten Richtungen bewegt sich dann der
in dem Würfel enthaltenen Teilchen, so dass auch auf jede Würfelfläche
der Teilchen
treffen muss.
Die Anzahl der in dem Würfel befindlichen Teilchen sei N. Unter der Teilchenzahldichte n versteht man den Quotienten aus der Anzahl N der in dem Volumen V enthaltenen Teilchen und dem Volumen.
Der auf eine Fläche A ausgeübte Druck wird allein durch die in der positiven x-Achse fliegenden Teilchen bewirkt. Diese haben natürlich unterschiedliche Geschwindigkeiten. Die Teilchen
mit der Geschwindigkeit haben die Teilchenzahldichte
mit der Geschwindigkeit haben die Teilchenzahldichte
usw.
In einem bestimmten Zeitintervall kommen
aber nicht alle diese Teilchen zum Stoß, sondern nur diejenigen, deren Abstand
von der betrachteten Fläche
höchstens
usw.
ist. Dies sind diejenigen Teilchen, die sich jeweils
in einem Quader mit der Grundfläche A und den Höhen oder
usw.
befinden. Für die Anzahl
dieser Teilchen gilt
usw.
Bei dem senkrechten Stoß gegen die Wand werden die
Teilchen elastisch reflektiert. Dabei bleiben die Geschwindigkeitsbeträge erhalten.
Bezeichnet man die für alle Teilchen als gleich groß vorausgesetzte Masse mit
, so beträgt der Impuls eines
Teilchens mit der Geschwindigkeit
vor dem Stoß
und
nach dem Stoß
Da Teilchen in der Zeit
mit der
Geschwindigkeit
gegen die Fläche A
stoßen, beträgt also die Impulsänderung dieser Teilchen
Entsprechende Impulsänderungen ergeben sich für
die Teilchen mit den Geschwindigkeiten ,
usw.
Für die auf die Fläche A ausgeübten Kräfte gilt dann:
usw.
Die Gesamtkraft beträgt also:
Hieraus folgt für den auf die Fläche A ausgeübten Gasdruck
Es ist zweckmäßig, die Quadrate der Einzelgeschwindigkeiten
durch einen Mittelwert zu ersetzen, den man als mittleres Geschwindigkeitsquadrat
bezeichnet. Es gilt folgende
Definition:
Wenn sich Teilchen mit der
Geschwindigkeit
,
Teilchen mit der Geschwindigkeit
usw. bewegen, so versteht
man unter dem mittleren Geschwindigkeitsquadrat
die Größe
wobei die Gesamtzahl
der betrachteten Teilchen ist.
Führt man das mittlere Geschwindigkeitsquadrat in
die obige Gleichung für den auf die Fläche A ausgeübten Druck ein und
betrachtet weiter, dass sich aus den früher dargelegten Gründen nur der N Teilchen in
Richtung der positiven x-Achse bewegt, so ergibt sich
Da n die Teilchenzahldichte und die Masse des einzelnen
Teilchens bedeuten, gilt für die Gesamtmasse m der in dem Volumen V
enthaltenen Teilchen
Hieraus folgt für die Dichte des Gases
Unter Verwendung dieser Zusammenhänge kann die obige Gleichung für den Druck p auch folgendermaßen geschrieben werden:
oder
In vielen Fällen ist es zweckmäßig, dieses Gesetz
anders zu schreiben, indem man von der Tatsache Gebrauch macht, dass zu jedem
mittleren Geschwindigkeitsquadrat auch eine mittlere kinetische Energie
gehört. Diese beträgt für
das einzelne Teilchen
Setzt man diesen Ausdruck in die vorhergehende Gleichung ein und berücksichtigt gleichzeitig, dass für die Gesamtmasse m der in dem Volumen V enthaltenen N Teilchen gilt
so ergibt sich
Wenn es sich um ein abgeschlossenes System handelt,
so ist N konstant, aber auch V und T, und damit also auch
. Es folgt:
Mit dieser Gleichung haben wir ein wichtiges Gesetz abgeleitet, das auch durch Versuche gefunden werden kann. Es lautet:
Bei einer abgeschlossenen Gasmenge ist bei konstanter Temperatur das Produkt aus dem Volumen V und dem auf die Gefäßwand ausgeübten Druck p konstant.
Die Konstante ist 2/3 des Produktes aus der Gesamtzahl
N der in der Gasmenge enthaltenen Teilchen und der mittleren kinetischen
Energie der Teilchen.
Man bezeichnet es als Boyle-Marotte-Gesetz.