Was wiegt das Universum?

Eine zwei Jahre dauernde Beobachtung von über 100.000 Galaxien, vier mal mehr als bei früheren derartigen Untersuchungen, lieferte die bislang genaueste Beschreibung von Struktur und Ausdehnung des Universums.

Diese Woche präsentieren John Peacock und seine Mitarbeiter von der University of Edinburgh im aktuellen Nature Magazine Daten von bislang 141.000 untersuchten Galaxien. Ihre neuartige dreidimensionale Karte des lokalen Kosmos gibt auch eine Vorstellung von der Gesamtmasse des Universums.

"Rotverschiebung als Maß der Ausdehnung"

Im Rahmen der 2dF Galaxy Redshift Survey (two-degree-field-(2dF)-Projekt) soll bis zum Ende dieses Jahres die Rotverschiebungen von 250 000 Galaxien gemessen werden. Diese Rotverschiebungen sind nicht nur ein Maß für die Ausdehnung des Weltalls, sondern auch Ausdruck für die Geschwindigkeit, mit der sich Galaxien von der Erde entfernen. Daraus lassen sich ihre Positionen ableiten. Auf diese Weise entstand eine Karte bislang nicht gekannter Präzision.

Rotverschiebung ...

... ist die Verschiebung von Spektrallinien einer elektromagnetischen Strahlung zu größeren Wellenlängen, beim Licht also zum roten Ende des sichtbaren Spektrums hin. Die wichtigste physikalische Ursache für eine Rotverschiebung ist der Doppler-Effekt bei Lichtquellen (Sternen oder Spiralnebeln), die sich von uns entfernen. Nach der Relativitätstheorie tritt in dem von Sternen ausgestrahlten Licht eine Rotverschiebung auf, weil die Lichtquanten gegen die anziehende Schwerkraft des Sternes Arbeit leisten müssen und folglich Energie verlieren und somit einer Frequenzminderung unterliegen. Steht in Zusammenhang mit dem Hubble-Effekt (siehe weiter unten).

Rotverschiebung -- Maßstab für kosmische Bewegungen (und Entfernungen)

Die Quasare sind -- so sagen die Astronomen -- die fernsten Objekte in unserem Weltall. Dieses leiten sie aus der Beobachtung der sogenannten Rotverschiebung des sichtbaren Lichtes her, was laienhaft ausgedrückt nichts anderes heißt, als dass das Licht der Quasare einen rötlichen Schimmer bekommt. Tatsächlich ist die Rotverschiebung aber mit bloßem Auge gar nicht sichtbar.

Die Rotverschiebung wird durch zwei ganz verschiedene Gegebenheiten verursacht. Zum einem entsteht diese stets vorhandene Kenngröße kosmischer Objekte durch den Einfluss der Massenanziehung (Gravitation) der vielen Sterne, an denen das Licht vorbeieilen muss, um zu uns zu gelangen. Zum anderen ist die Bewegung der Lichtquelle für einen weiteren Teil der Rotverschiebung verantwortlich. Doch, um zu begreifen, was diese Rotverschiebung überhaupt ist, müssen wir den Doppler-Effekt hinreichend gut verstanden haben und ein wenig von den Fraunhoferschen Linien wissen, natürlich müssen wir auch darüber informiert sein, was Licht ist.

Der Doppler-Effekt

Der Doppler-Effekt meint nicht etwa das Doppelte, sondern spricht von einer Gegebenheit, die der Österreicher Christian Doppler vor mehr als 150 Jahren entdeckte. Er beschäftigte sich mit der Frage: Wie hört sich ein Ton an, wenn eine Schallquelle von uns wegbewegt wird? Ist dieser Ton höher, tiefer oder gleich?

Die Antwort können wir uns ziemlich logisch überlegen. Wir müssen nur wissen, dass der Schall sich in Wellen ausbreitet. Wenn nun eine Schallquelle von uns wegbewegt wird, dann erreichen uns die einzelnen Wellenberge immer ein wenig später (etwas zeitverzögert) als sie uns von einer stehenden Schallquelle erreichen würden. Denn bei einer sich entfernenden Schallquelle muss auch noch der zusätzliche Weg der Fortbewegung bewältigt werden. Der Ton einer forteilenden Schallquelle bekommt also eine größere Wellenlänge, was bedeutet, dass dieser tiefer klingt als er ist. Das wollen wir uns wieder mit einem Bild verständlicher machen.

Doppler-Effekt

Wer von uns die in diesem Bild dargestellten Zusammenhänge und Zahlen noch einmal nachvollziehen will, schaue in den kurzen Aufsatz "Der Doppler-Effekt in Zahlen". Wir sollten uns nur noch merken, dass jemand in einem gleich schnellen Begleitfahrzeug keine Tonverschiebung hört, weil es hier ja kein Forteilen gibt.

Begleiter beobachten keinen Doppler-Effekt

Fraunhofersche Linien

Diese Linien heißen so, weil Joseph von Fraunhofer diese Fehlstellen im Spektrum des Lichts entdeckte - das ist schon fast 200 Jahre her.

Im Sonnenlicht fehlen beispielsweise die Wellenlängen 393,3 nm und 396,8 nm, aber auch noch viele andere. Diese Gegebenheit nennt der Fachmann Absorption (lat. "Aufsaugung"). Bei den fehlenden Wellenlängen im Spektrum des Sonnenlichts handelt es sich durchweg um Absorptionslinien: Aus dem kontinuierlichen Spektrum des Sonnenlichts werden auf dem Wege von der Sonnenoberfläche bis zur Erdoberfläche durch verschiedenste, im gasförmigen Zustand vorliegende Elemente, welche meist der Sonnenatmosphäre, zum Teil auch der Erdatmosphäre angehören, charakteristische Wellen herausabsorbiert. Durch Vergleiche mit aus der Atomspektroskopie bekannten Spektren lässt sich jede Fraunhofersche Linie eindeutig einem chemischen Element zuordnen. Damit wird eine Spektralanalyse der oberen Sonnenatmosphäre möglich." (Enzyklopädie Naturwissenschaft und Technik, Landsberg am Lech 1981, Band 2, Stichwort Fraunhofersche Linien).

Der Doppler-Effekt in Zahlen.

Der Schall breitet sich in der Luft mit 340 Meter je Sekunde aus, das entspricht einer Geschwindigkeit von 1224 Kilometern in der Stunde, allgemein als Schallgeschwindigkeit bekannt. Ein Schall (Ton), dessen Schallwelle in einer Sekunde genau einmal hin und her schwingen würde, hätte die Wellenlänge (lambda) von 340 Metern.

Töne solcher großen Wellenlänge kann das menschliche Ohr aber nicht hören. Die Töne, die wir hören können, schwingen häufiger hin und her. Der internationale Normton zur Stimmung von Musikinstrumenten schwingt 440-mal in der Sekunde hin und her. Daraus können wir leicht seine Wellenlänge errechnen, nämlich indem wir den Weg pro Sekunde (340 Meter) durch die Anzahl seiner Schwingungen (440) teilen. Das Ergebnis ist gerundet gleich 0,77 m.

Nun fährt ein schnelles Auto mit einem aufmontierten Lautsprecher von uns weg und sendet den Normton in unsere Richtung zurück. Seine Geschwindigkeit soll für unseren Versuch genau ein Achtel der Schallgeschwindigkeit sein, das wären dann 153 km/h. Doch, weil das Auto von uns wegfährt, müssen wir die normale Schallgeschwindigkeit und die Fahrzeuggeschwindigkeit zusammenzählen (addieren), um die zurückgelegte Strecke des Schalls je Sekunde zu wissen. Diesen längeren Weg müssen wir nämlich auf die 440 Schwingungen je Sekunde verteilen, also rechnen wir zunächst 1224 km/h + 153 km/h = 1377 km/h. Diesen Wert teilen wir nun noch durch 3,6 teilen, um den Wert für Meter je Sekunde zu erhalten, denn eine Stunde zählt 3600 Sekunden und ein Kilometer ist 1000 Meter lang. Unser Ergebnis ist dann 382, 5 Meter je Sekunde.

Unsere 440 Schwingungen müssen sich diesen längeren Weg teilen, eben 382, 5 Meter statt 340 Meter. Daraus ergibt sich nun der Weg für jede einzelne Schwingung von fast genau 0,87 Meter, nämlich 382,5 Meter geteilt durch 440 Schwingungen. Unser neues Lambda ist also 0,87 m.

Teilen wir jetzt die normale Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls, nämlich 340 Meter je Sekunde, durch die neue Wellenlänge (lambda = 0,87), dann bekommen wir genau jenen Wert heraus, den wir nun als Ton von dem wegfahrenden Auto wahrnehmen können, also 340 / 0,87 = 391,1 Schwingungen je Sekunde. Das ist auf der Tonleiter fast genau ein Ton tiefer -- der korrekte Wert für diesen Ton ist 392 Schwingungen je Sekunde. Wie nah das ist, können wir ermessen, wenn wir wissen, dass die Tonabstände in diesem Bereich der Tonleiter etwa 40 bis 50 Schwingungen je Sekunde auseinander liegen.

Unser neuer Ton hört sich also etwas tiefer an, deshalb können wir sagen, er sei baßverschoben. Das ist zwar auch ein neuer Ausdruck, aber eben zutreffend. Die Baßverschiebung ist sozusagen die Rotverschiebung der Töne.

Für unsere Zwecke reicht es jedoch nicht aus, dass wir sagen: Licht sei "das, was durch etwas, was leuchtet, ausgestrahlt wird" (Duden, Bedeutungswörterbuch).

Licht ist "im engeren Sinne diejenige elektromagnetische Strahlung, die zur unmittelbaren Erregung des menschlichen Gesichtsinnes geeignet ist. Das menschliche Auge ist für elektromagnetische Wellen von 380 nm bis 780 nm Wellenlänge empfindlich." (Enzyklopädie Naturwissenschaft und Technik, Landsberg am Lech 1980, Stichwort Licht). Licht ist also ein ganzes Bündel von elektromagnetischen Wellen im Nanometer-Bereich - ein Nanometer (nm) ist der milliardste Teil eines Meters [1*10^(-9) m] oder eben der millionste Teil eines Millimeters.

Licht kennt ein jeder von uns. Manchmal blendete es uns, ein anderes Mal war's zu wenig, wenn uns eine Nadel runterfiel, aber im großen und ganzen sind wir mit dem Licht zufrieden, das uns viele Dinge sehen lässt. Nun heißt es hier, Licht sei elektromagnetische Strahlung, ja, gleich ein ganzes Bündel von elektromagnetischen Wellen. Was sind denn das für Wellen?

Jeder von uns kennt das Auf und Ab von Wellen auf dem Wasser, diese Schwingungen, die wir besonders gut auf einer ruhigen Wasseroberfläche beobachten können, wenn wir einen Stein ins Wasser werfen. Die Kreise werden allerdings größer und die Wellen immer breiter, eigentlich flacher. Wir idealisieren das ein wenig und können dann bei einem Schnitt durch eine gleichmäßig dahinlaufende Welle dieses Bild sehen:

Einfache Welle

In unser Bild einer einfachen Welle haben wir auch gleich einmal die Kenngröße der Wellenlänge - nämlich lambda - eingetragen, weil wir diese für unser Weiterdenken unbedingt brauchen. Die Wellenlänge schließt also einen Wellenberg und ein Wellental ein. Bei Licht wäre diese Länge beispielsweise 380 nm, aber eben auch 780 nm, je nachdem ob unser Licht mehr blau oder mehr rot ist. Dass uns das Licht weiß erscheint, liegt nicht an einer bestimmten Wellenlänge, sondern daran, dass Licht ein Gemisch aus vielen elektromagnetischen Wellen im Nanometer-Bereich ist. Dieses Gemisch nennt der Fachmann Spektrum (des Lichts).

Der Vollständigkeit halber sei noch gesagt, mit einer elektro-magnetischen Welle ist gemeint, dass zwei Felder - nämlich ein elektrisches und ein magnetisches Feld - im Winkel von 90° zueinander stehen und sich auch immer nur gemeinsam ausbreiten. Ein weiteres Bild möge uns das verdeutlichen.

Elektromagnetische Welle

So, nachdem wir uns mit der Natur des Lichtes vertraut gemacht haben, wollen wir in zwei Schritten auch die Verursachung der Rotverschiebung kennenlernen. Dazu müssen wir die beiden Begleitaufsätze durcharbeiten, die darüber berichten:

Die Rotverschiebung des Lichts durch Forteilung der Lichtquelle (Fluchtgeschwindigkeit)

Die Rotverschiebung des Lichtes durch Forteilung der Lichtquelle

Licht ist ein ganzes Bündel von elektromagnetischen Wellen. Das Sonnenlicht, das auf zu uns kommt, hat für unser bloßes Auge keine Farbe, vielleicht einen Hauch von Gelb. Wir wissen ja schon, das liegt an den vielen elektromagnetischen Wellen, die unser Auge gleichzeitig erreichen. Im optischen Labor kann dieses Licht -- genaugesagt sein Spektrum -- in die vielen einzelnen elektromagnetischen Wellen zerlegt werden. Dabei fällt dann auf, dass bestimmte Wellenlängen nicht besetzt sind, das sind die sogenannten Fraunhoferschen Linien.

Wir wollen hier aber nicht das Spektrum des Sonnenlichts analysieren, sondern das Licht der Quasare untersuchen. Wir kennen bereits zwei Wellenlängen, die im Sonnenlicht fehlen, nämlich 393,3 nm und 396,8 nm. Das sind Fraunhofersche Linien, die mit K und H bezeichnet werden. Sie sind beide die Folge der Absorption des Lichtes durch das Element Kalzium (in der Fachsprache Calcium genannt). Im Licht der Quasare gibt es diese K-Linie und die H-Linie ebenfalls, natürlich auch noch andere. Doch wir wollen uns hier auf diese beiden Linien beschränken, denn den Astronomen ist aufgefallen, dass die zu K und H zugehörigen Wellenlängen im Licht der Quasare größer sind. Wie schauen uns diese grundsätzliche Methode jetzt einmal an.

Rotverschiebung im Licht von kosmischen Objekten

Die Rotverschiebung des Lichts durch Vorbeieilung an Massen (Gravitationsrotverschiebung)

Die Rotverschiebung des Lichts durch Vorbeieilung an Massen (Gravitationsrotverschiebung)

Wir halten eine Urexplosion - den Big Bang oder ähnliches - für völlig unwahrscheinlich. Denn der wohl wichtigste Grund, dass das Weltall sich sonst zusammenziehen müsste, ist für uns nicht hinreichend begründet, weil eine Eigendrehung für diese Stabilität ebenfalls ausreicht. In unserem Modell müssten wir die Rotverschiebung der fernen kosmischen Objekte also anders erklären können, als nur eine lineare Forteilung (Fluchtbewegung) zu fordern. Zweifelsohne ist ein gewisser Anteil der Rotverschiebung des sichtbaren Lichts auch auf seine Durcheilung des Kosmos zurückzuführen. Diese Rotverschiebung durch Massenanziehung (Gravitationsrotverschiebung) erklären die Fachleute allgemein mit der sogenannten Raumkrümmung, diesem schrecklichen Wort für die messbare Ablenkung des Lichts und anderer elektromagnetischen Wellen durch größere Massen wie etwa unsere Sonne oder gar die Masse des ganzen Universums selbst.

Das Wort Raumkrümmung beinhaltet den Gedanken, dass das Licht sich immer nur gerade ausbreitet und deshalb der Raum gekrümmt sein müsste, wenn das einmal anders ist. Dabei haben wir es im täglichen Leben mit Ablenkung immer wieder zu tun, als dass Ablenkung so wesensfremd für unser Denken ist. Wer einmal in ein Depot für Straßenbahnen geht, der kann bei zweiachsigen Fahrzeugen deutlich sehen, dass es keine lenkbare Achse gibt, also müsste nun gelten, dass dieses Fahrzeug immer nur geradeaus fahren kann. Gehen wir dann aber durch die Stadt, so sehen wir diese Straßenbahn dennoch munter um die Ecken fahren - das ist dann die Stadtkrümmung oder was? Nein, natürlich nicht, es ist eine Ablenkung durch andere Gegebenheiten, hier Schienen. Im Weltraum sind diese "Schienen" die Schwerkräfte, die von den kosmischen Objekten ausgehen.

Nun mag es manchem unter uns zu weit hergeholt sein, die Ausbreitung des Lichts mit einer simplen Straßenbahn zu vergleichen. Tatsächlich lässt sich auch ein anderes Beispiel geben, das dem Licht im Gravitationsfeld etwas näher ist. Wenn wir uns einen Magneten besorgen und an diesem eine Kugel aus Eisen vorbeirollen lassen, dann werden wir beobachten können, dass die Kugel einen Bogen durchläuft. Ist die Kugel schnell genug, so wird sie dem Magnetfeld wieder entkommen, also nicht am Magneten hängenbleiben. Nichts anderes geschieht dem Licht, wenn es an der Sonne vorbei zu uns kommt. Diese Ablenkung durch die Sonne oder andere Massen, eine Raumkrümmung zu nennen, ist also tatsächlich schon etwas verwegen.

Gravitationsrotverschiebung bei verschiedenen Abständen zur ablenkenden Masse

Unser Universum ist nicht einfach nur ein gekrümmter Raum, dann schon eher ein ziemlich gewellter. Denn das Licht aus kosmischer Ferne muss an recht vielen kosmischen Objekten vorbei. Dabei wird es mal nach links, mal nach rechts, dann auch einmal nach oben oder gar nach unten abgelenkt. Licht vollführt also einen wahren Schlingerkurs, bevor es bei uns ist. Warum sprechen die Fachleute dann vom gekrümmten statt gewellten Raum? Wie dem auch sei, tatsächlich ist der Raum als Raum überhaupt nicht anders geartet als klassisch dreidimensional. Jedes Neutrino - ein sehr kleines Elementarteilchen - beweist das, was wir sagen, denn dieses wird durch keine noch so große Masse abgelenkt. Aber auch sonst ist die Geradlinigkeit doch nicht dem Licht allein vorbehalten, denn jede ganz normale Kugel, die wir anstoßen, rollt ebenfalls solange geradeaus wie sie nicht abgelenkt wird. Das ist beim Licht nicht anders. Durchläuft ein Lichtstrahl ein Gravitationsfeld, dann wird es schlicht und einfach abgelenkt, bei mehreren hintereinander eben auch mehrmals.

Lichtstrahl durcheilt ein nicht-leeres Universum

Ein Kosmos ohne Objekte ließe das Licht völlig geradeaus verlaufen, doch unser Universum mit seinen vielen Gestirnen bereitet jedem Lichtstrahl den reinsten Schlingerkurs. Jede Ablenkung ergibt ein klein wenig mehr Rotverschiebung, denn im Winkel entgegengesetzte Ablenkungen heben sich nicht etwa auf, sondern sind zusammenzuzählen. Tatsächlich weiß niemand, wieviel als Gesamtbetrag über den langen Weg zu errechnen ist!

Jetzt sind wir gerüstet, astronomische Daten zu den Quasaren schon ein wenig besser handhaben zu können. Doch, bevor wir auf die Angaben in Quasar-Katalogen eingehen, wollen wir einen ersten Ansatz zu unserem eigenen Entwurf einer Kosmologie durchdenken. Es gibt schließlich einen Faktor, der in der gesamten Diskussion um die Rotverschiebung bislang überhaupt noch nicht berücksichtigt worden ist, nämlich die Rotverschiebung aus dem Voraneilen einer äußeren Lichtquelle gegenüber einem inneren Ort in einem rotierenden Universum. Natürlich müssen wir zugeben, dass diejenigen, die gar nicht über ein rotierendes Weltall nachdenken, auch nicht auf den Gedanken von voraneilenden Objekten im Kosmos kommen werden. Doch das ist jetzt anders, früher oder später werden unsere Gedanken auch in der Fachwissenschaft genügend Beachtung finden. Aber ehe sich unsere einfachen Gedanken durchgesetzt haben, werden die mathematisch versierten Astronomen gleich dem alten Ptolemäus mit ihren Formeln immer raffiniertere Beschreibungen des Weltalls erfinden, so dass die Wahrheit noch ziemlich lange dahinter versteckt bleiben könnte. Das soll uns keineswegs beirren, denn unsere Kosmologie ist recht einsichtig und widerspricht den Beobachtungsdaten nicht, sie erklärt (interpretiert) nur manches spürbar anders.

Tatsächlich müssen wir nun noch eine Exkursion machen. Denn wir wollen uns jetzt mit Hilfe von Bildern den Anteil der Rotverschiebung aus dem sich drehenden Weltall einsichtig machen. Das machen wir der Einfachheit halber zunächst an einer Kugel, später werden wir von einer Ellipse ausgehen müssen, weil die Beobachtungsdaten ganz eindeutig die Folgerung dieser geometrischen Figur verlangen. Aber hier wie dort gilt, dass die Farbverschiebungen des Lichts auf denselben Überlegungen wie jene zum Ton -- dem Doppler-Effekt -- beruhen. Nun wollen zwei weitere Begleitaufsätze durcharbeiten, und zwar:

Die Rotverschiebung des Lichts durch Rotation eines kugelförmigen Kosmos

Die Rotverschiebung des Lichts durch Rotation eines ellipsoidförmigen Kosmos

Britisch-australische Zusammenarbeit

Die jetzt vorgestellten Ergebnisse sind das Produkt einer Zusammenarbeit von britischen und australischen Astronomen, die ein speziell dafür angefertigtes Instrument an der Anglo-Australischen Sternwarte in Australien benutzten.

Die jetzt erstellt Karte zeigt unter anderem die Ungleichmäßigkeit der Galaxienverteilung im Universum. Fast leere Räume sind durchzogen von leuchtenden, bis zu 100 Millionen Lichtjahre langen Strukturen.

Junges Universum sehr homogen

Die kosmische Hintergrundstrahlung, die gleichsam Echo des Urknalls ist, lässt indes darauf schließen, dass das junge Universum bei hohen Temperaturen und hoher Dichte homogen war. Die heute ungleiche Verteilung der Galaxien scheint also im Widerspruch zur gleichförmigen Hintergrundstrahlung zu stehen.

Verdichtung durch Masse-Anziehung

In Modell der britisch-australischen Astronomen verstärken sich kleine, etwas dichtere Galaxien-Bereiche dadurch, dass deren lokale Masseanreicherungen auch die Gravitation erhöhen und somit noch mehr Masse anziehen und so weiter: ein sich selbst verstärkender Effekt.

Da die gleichmäßige Expansion des Universums in diesen Bereichen gebremst wird, erhöhen sich die Dichtekontraste zusätzlich. Es existieren also Bereiche, wo sich Materie konzentriert und so eine ungleichmäßige Struktur des Universums entsteht.

Hintergrundstrahlung ...

... ist eine schwache, offenbar aus allen Richtungen des Weltraums gleichmäßig einfallende Radiostrahlung, die mit der Frühentwicklung und der Entstehung des Universums zusammenhängt. 1992 entdeckte der Satellit COBE winzige Unregelmäßigkeiten in der kosmischen Hintergrundstrahlung, die vermutlich auf frühe Unregelmäßigkeiten in der Materieverteilung zurückgehen.

Mehr zur Entstehung des Universums und zu Hintergrundstrahlung

Rotation in dichten Gruppen

Mit Hilfe statistischer Analysen der Galaxienbewegungen konnten John Peacock und sein Team zeigen, dass die Galaxien innerhalb eines Haufens in dichten Gruppen umeinander rotieren. Dagegen bewegen sie sich im größerem Maßstab langgezogener Strukturen in Richtung einer Konzentration der Masse.

Ein Atom pro Kubikmeter

Aus diesen Beobachtungen ließen sich zudem Rückschlüsse auf die Masse des Universums schließen; deren Dichte ist extrem gering. Matthew Colless von der Research School of Astronomy & Astrophysics der Australian National University schätzt, dass es im Durchschnitt pro Kubikmeter nur ein einzelnes Atom gibt.

Insgesamt bestehe das Universums nur zu 35 Prozent aus Materie, der Rest ist irgendeine Art dunkler Energie, die das All gleichmäßig ausdehnt.

Hubble-Effekt ...

... ist die Beziehung zwischen Entfernung und Fluchtgeschwindigkeit der Galaxien infolge der Expansion des Weltalls. Die Fluchtgeschwindigkeit ist der Entfernung mit großer Annäherung proportional. Der Hubble-Effekt spielt bei der Diskussion über die Struktur des Weltalls eine bedeutende Rolle. Vor allem ist dabei noch ungeklärt, wie groß der Wert der "Hubble-Konstante" ist. Er dürfte bei 55-75 km/s pro 3,26 Mio. Lichtjahre Entfernung liegen.

"Früher eher Philosophie als Wissenschaft"

"Die Kosmologie wurde lange Zeit aufgrund der dürftigen Daten eher als Zweig der Philosophie und weniger als Disziplin der Physik angesehen.

Sie erlebte in den letzten Jahren einen dramatischen Fortschritt und ist nun auf dem Weg in ein Zeitalter von groß angelegten Studien und präzisen Messungen", kommentiert Marc Davis von der University of California, Berkeley die neuesten Ergebnisse der australisch-britischen Astronomen.