Virtuelles Thermometer bestimmt Temperatur am Erdmittelpunkt

Seit mehr als hundert Jahren versuchen Geophysiker, die Temperatur des Erdkerns, einer brodelnden Masse geschmolzenen Eisens, zu bestimmen. Britische Wissenschaftler haben eine neue Berechnung erstellt.

Michael Gillan vom University College in London hat zusammen mit seinen Kollegen Dario Alfé und Geoffrey Price eine Methode entwickelt, den wahrscheinlichen Schmelzpunkt von Eisen unter den Extrembedingungen im Zentrum unseres Planeten zu berechnen. Der Erdkern besteht zu einem Großteil aus Eisen, weshalb ausgehend von der Temperatur des Metalls Rückschlüsse auf die Gesamttemperatur des Erdkerns gezogen werden können. Am Erdmittelpunkt herrscht ein extrem starker Druck, deshalb ist dort die Schmelztemperatur von Eisen wesentlich höher als unter den Bedingungen auf der Erdoberfläche.

Tatsächlich aber sei der Erdkern etwas weniger warm, so die Wissenschaftler, da er nicht vollständig aus Eisen bestehe, sondern zu zehn Prozent Verunreinigungen aus leichteren Elementen enthält.

"Es ist wichtig, die Temperatur des Erdkerns zu kennen, weil die gesamte Dynamik der Erde davon abhängt", sagte Gillan. "Die Erde verändert sich im Laufe der Zeit. Dieser Prozess zeigt sich beispielsweise in Vulkanausbrüchen und Erdbeben. Um ein Grundverständnis dieser Prozesse zu entwickeln, ist es notwendig, die Temperatur ganz tief unten, in der Erde zu kennen."