Stürmische Kollision

Zum ersten Mal konnten Astronomen ein seltenes Naturschauspiel in der Jupiter-Atmosphäre beobachten: Zwei gigantische Stürme sind ineinander aufgegangen.

Wie das Jet Propulsion Laboratory (JPL) der US-Weltraumbehörde Nasa mitteilte, kann die Entdeckung dabei helfen, die Vorgänge in der Atmosphäre des riesigen Gasplaneten besser zu verstehen. Auch der bekannte rote Fleck, ebenfalls ein Sturm von enormen Ausmaßen, könnte dank der aktuellen Aufnahmen in neuem Licht erscheinen.

Die Ursprünge des neu entstandenen Riesensturms gehen rund 60 Jahre zurück. Damals hatten sich drei so genannte ovale weiße Stürme gebildet, die fortan in einem Band der Jupiteratmosphäre südlich des roten Flecks aktiv waren. In den folgenden Jahrzehnten kamen sich die Stürme zeitweilig gefährlich nahe - ohne aber ineinander aufzugehen.

Doch im Frühjahr 1998 bewegten sich zwei der drei ovalen Stürme aufeinander zu, genau zu dem Zeitpunkt als Jupiter von der Erde aus gesehen hinter der Sonne verschwand. Als der Gasplanet wieder zu sehen war, hatten sich die Wirbel zu einem großen Sturm vereinigt.

"Wenn sich zwei Stürme nähern, prallen sie normalerweise voneinander ab", sagt Glenn Orton vom JPL. "Damals konnten wir allerdings noch nicht beobachten, wie die beiden Stürme zueinander gefunden haben." Das sollte sich wenig später ändern: Im Herbst vergangenen Jahres näherte sich der neue Sturm dem dritten Oval. Die riesigen Wirbel, jeder etwa halb so groß wie die Erde, rotierten beide im Gegenuhrzeigersinn mit bis zu 470 Stundenkilometern.

Normalerweise ein sicheres Zeichen dafür, dass die beiden Wirbel einfach aneinander abprallen - wenn da nicht ein dritter Sturm mit ins Spiel gekommen wäre: Im Dezember presste sich ein dunkles, im Uhrzeigersinn rotierendes Oval zwischen die gigantischen Wirbel. Durch die Kraft der Riesenstürme wurde es nach Süden gedrückt und in Stücke gerissen; der Weg für die Fusion der beiden weißen Ovale war frei.

Nach Angaben der Wissenschaftler begann die Vereinigung im März 2000 und dauerte rund drei Wochen. Die Kollision der beiden Sturmfronten wurde mit mehreren Teleskopen und unterschiedlichen Wellenlängen aufgenommen. Aufgrund des dadurch möglichen Studiums verschiedener Tiefen der Jupiter-Atmosphäre erhoffen sich die Forscher neue Aufschlüsse über die Gashülle des größten Planeten im Sonnensystem.

Zudem könnte ein ähnliches Ereignis vor mehreren Jahrhunderten zur Entstehung des großen roten Flecks geführt haben. Der Sturm, doppelt so groß wie die Erde, behauptet sich seit mehr als 300 Jahren auf der südlichen Halbkugel des Jupiter - und gibt Astronomen seitdem Rätsel auf.