Neue Theorien zu planetaren Nebeln

Auch Sterne sterben. In gut fünf Milliarden Jahren wird die Sonne unseres Sonnensystems soweit sein. Ein vom Hubble-Teleskop übermitteltes Bild eines untergehenden Sterns könnte neues Licht auch auf das Ende unserer Sonne werfen.

Wenn Sterne sterben, blähen sie sich noch mal zu gewaltiger Größe auf und sprengen ihre äußere Hülle weit hinaus ins All: Es bilden sich planetarische Nebel mit bizarren Formen.

Dem Hubble-Heritage-Team gelang nun eine besonders detailreiche Aufnahme der Überreste einer Sternenexplosion: dem Menzel-3-Nebel. Die Struktur dieses Nebels ähnelt einer Ameise: Aus dem sterbenden Stern quellen symmetrisch zwei Gaswolken hervor - Kopf und Körper einer kosmischen Riesen-Ameise.

Dieser "Ameisen-Nebel" befindet sich zwischen 3.000 und 6.000 Lichtjahre von der Erde entfernt in der Südlichen Norma-Konstellation.

Mit diesem Bild werden herkömmliche Vorstellungen in Bezug auf das Schicksal sterbender Sterne in Frage gestellt. Denn diese Beobachtungen zusammen mit weiteren Bildern verschiedener Überreste sterbender Sterne zeigen, dass das Schicksal unserer Sonne weit interessanter, komplexer und dramatischer zu sein verspricht, als bisher angenommen.

Zwei Theorien zu Symmetrie des Nebels

Der Ausstoß von Gasen des sterbenden Sterns im "Ameisen-Nebel" geht zwar heftig vonstatten. Doch verläuft die Explosion nicht so chaotisch, wie man erwarten dürfte. Vielmehr weist es besagte symmetrische Muster auf. Warum?

Dazu gibt es zwei Theorien.

Begleitstern oder elektrische Winde?

Zum Einen wäre denkbar, dass der Zentralstern von Menzel-3 einen Begleiter hat, der sich in seiner Nähe um ihn herum dreht. Dessen Gravitation, so die Erklärung der Astronomen, formt das von Menzel-3 ausströmende Gas. Es wäre sogar möglich, dass der sterbende Stern seinen Partner verschluckt, und dieser nun seine Bahn innerhalb des alten Sterns ziehen muss.

Eine andere Erklärung: Während der sterbende Stern sich um sich selbst dreht, werden seine starken magnetischen Felder wie mit einem Schneebesen verquirlt und verändern sich zu komplexen Formen. Elektrisch geladene Winde, ähnlich unseren Sonnenwinden, doch millionenfach dichter, entfernen sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1.000 Kilometer pro Sekunde vom Stern und folgen den gebogenen Feldlinien auf ihrem Weg hinaus ins All.

Wide Field and Planetary Camera 2 nahm Bilder auf

Das Bild des Menzel-3-Nebels wurde am 20. Juli 1997 und am 30. Juni 1998 von der Wide Field and Planetary Camera 2 festgehalten und von Raghvendra Sahai und John Trauger vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa in Pasadena, Kalifornien beobachtet.