Ließ ein Gammablitz die Erde entstehen?

Eine gewaltige Sternenexplosion, die eine Welle energiereicher Gammastrahlen ins Weltall schleuderte, hat innerhalb nur weniger Minuten unser Sonnensystem geformt. Das behaupten zwei irische Astrophysiker.

Dublin - "Die Energieflut schmolz primitive, ursprüngliche Staubkörner, die als Kristallisationskeime halfen, Meteoriten, die Erde und andere Planeten aus einer rotierenden Scheibe aus Gas und Staub zu formen", sagten Brian McBreen und Lorraine Hanlon vom University College in Dublin. Gammastrahlen hätten demnach den Staub in der protoplanetaren Wolke vor rund 4,5 Milliarden Jahren zu sogenannten Chondren verschmolzen. Aus diesen dichteren Partikeln konnten sich die Planeten dann leichter bilden als aus "purem" Staub. Die Theorie der irischen Forscher wird in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "New Scientist" beschrieben.

Chondren sind glasartige Gesteinskügelchen, die reich an Eisen und Silikaten sind. Primitive Steinmeteoriten, die sogenannten Chondrite, bestehen zum großen Teil aus Chondren. Bislang war es den Astrophysikern ein Rätsel, warum die Staubbrocken, die um die junge Sonne kreisten, zu felsigen kugelartigen Körnern zusammenschmolzen. "Die Bildung von Chondren ist ein sehr altes Problem. Sollte diese Theorie zutreffen, es wäre phantastisch", sagte Alan Boss, Astrophysiker an der Carnegie Institution in Washington. Er merkt jedoch an, dass er sich nicht ganz sicher sei, ob "ein solch unwahrscheinliches Ereignis für etwas so Bedeutsames, wie die Formation unseres Sonnensystems" verantwortlich gewesen sein kann.

Die Sternenexplosion fand wahrscheinlich 300 Lichtjahre entfernt statt. Die freigesetzte Energie reichte aus, um allein in unserem Sonnensystem eine Materiemenge zu verschmelzen, die 100 mal größer ist als das Gewicht unserer Erde.