Die Zutaten sind vorhanden

Neue Forschungsergebnisse geben der Suche nach Leben im Weltall weiteren Auftrieb. Wissenschaftler vermuten Millionen erdähnlicher Planeten im Universum, und auch die kosmische Chemie scheint zu stimmen.

San Francisco - Bislang haben Astronomen rund 50 Planeten entdeckt, die zumeist nicht sehr wohnlich erscheinen. Eine auf dem Treffen der American Association for the Advancement of Science vorgestellte statistische Analyse lässt jedoch vermuten, dass es Millionen erdähnlicher Planeten gibt.

Norman Murray vom Kanadischen Institut für Theoretische Astrophysik untersuchte für seine Studie rund 470 Sterne in der näheren Umgebung des Sonnensystems. Mehr als die Hälfte von ihnen wiesen Anzeichen für einen Eisengehalt auf, der etwa dem der Sonne vergleichbar ist.

Den Metallgehalt der Sonne führen Wissenschaftler jedoch auf die Wechselwirkungen von Planeten und Asteroiden zurück. In der Geschichte des Sonnensystems, so die Theorie, wurden eisenhaltige Asteroiden durch die Schwerkraft der Planeten aus ihrer Umlaufbahn geworfen und stürzten in die Sonne.

Auf diese Weise könnten auch die von ihm untersuchten Sterne zu ihrem Eisengehalt gekommen sein, glaubt Murray. Das wiederum macht wahrscheinlich, dass sich in ihrer Umlaufbahn noch weiteres Material befindet - vermutlich in der Form erdähnlicher Trabanten. Stimmt Murrays Annahme, dann gibt es im Universum massenhaft Planeten, auf denen sich Leben entwickeln könnte.

Diese Theorie unterstützen auch andere Ergebnisse, die ebenfalls auf dem AAAS-Meeting vorgestellt wurden. So wiesen Forschergruppen mit Hilfe zweier Forschungssatelliten in der Umgebung sowohl junger als auch sterbender Sterne wichtige Ingredienzien für die Entstehung von Leben nach - Wasserdampf und komplexe Kohlenstoffmoleküle.

Wasserdampf sei in warmen Regionen um entstehende Sterne reichlich vorhanden, erklärte Gary Melnick vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics. Sein Team konstruierte den so genannten Submillimeter Wave Astronomy Satellite, der die Entdeckung ermöglichte.

In den kälteren Gebieten interstellarer Gaswolken, die als Brutstätten neuer Sterne gelten, konnten die Wissenschaftler allerdings nur geringe Spuren von Wasserdampf ausmachen. Dennoch könnte Wasser vorhanden sein, das sich als Eisschicht um Staubpartikel geschlossen hat, vermuten die Forscher.

Solche vereisten Körner könnten den Astrophysikern zufolge sogar indirekt zur Entstehung von Planeten beitragen. Stoßen die Eispartikel zusammen, bilden sich immer größere Brocken, die sich möglicherweise am Ende zu Kometen oder größeren Trabanten zusammenschließen.

Mit dem zweiten Satelliten, dem Infrared Space Observatory, wiesen die Forscher im Weltall Spuren von Benzol nach. Das ringförmige Molekül mit sechs Kohlenstoffatomen könnte der "Missing Link" bei der Bildung komplexerer Kohlenstoffmoleküle sein, spekuliert Martin Kessler von der Esa.

Die mit den Satelliten gewonnenen Ergebnisse würden zwar nicht die Existenz von außerirdischem Leben beweisen, fasste der Astronom Martin Harwit von der Cornell University in Ithaca zusammen. "Aber sie zeigen, dass die Bedingungen, die in unserem Sonnensystem zur Entstehung von Leben führten, im Weltall weit verbreitet sind."