Das Rätsel scheint gelöst

Das 40 Jahre alte Rätsel der kosmischen Röntgen- Hintergrundstrahlung scheint gelöst zu sein. Offenbar entstand die Strahlung nicht, wie bisher vermutet, beim Urknall, sondern erst deutlich später.

Garching - "Wir haben nicht nur die Quellen der Hintergrundstrahlung herausgefunden, sondern wir wissen auch, wie weit diese Quellen von uns entfernt sind", sagt Richard West von der Europäische Südsternwarte (ESO) im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Zusammen mit dem im All stationierten Röntgen-Observatorium "Chandra" der Nasa hat das von der ESO betriebene "Very Large Telescope" (VLT) in Chile insgesamt 300 Quasare lokalisiert, die für die Hintergrundstrahlung verantwortlich sind. "Es ist keine diffuse Strahlung, wie bisher angenommen", fasst Richard West das Aufsehen erregende Ergebnis der Kooperation zusammen.

Chandra und das VLT konzentrierten sich bei ihrer Suche auf ein schmales Feld im südlichen Himmel. In acht bis neun Milliarden Lichtjahren Abstand zur Erde konnte das fliegende Röntgenobservatorium zahlreiche lichtschwache punktförmige Strahlungsquellen ausmachen, von denen das VLT mit Hilfe langer Belichtungszeiten optische Bilder erfassen konnte. Dadurch konnte die bislang diffuse Hintergrundstrahlung konkreten Objekten, so genannten Quasaren, zugeordnet werden. Quasare sind Galaxien aus der Entstehungszeit des Universums mit sehr aktiven Kernen und Schwarzen Löchern.

Bisher vertrat die Wissenschaft die Auffassung, die 1962 entdeckte Hintergrundstrahlung sei ein Überbleibsel des Urknalls bei der Entstehung des Universums. Vor der jetzigen Entdeckung seien lediglich "einige Quellen" bekannt gewesen, sagt Richard West. "Sehr viele weitere werden in den nächsten Jahren erfasst. Das ist nur eine Frage der Zeit."