Hypothese: Erdmagnetfeld beeinflusst Schwerkraft

Französische Wissenschaftler glauben Verbindung zwischen den bisher unvereinbaren Naturkräften gefunden zu haben

Paris/Wien - Die Schwerkraft - und vor allem ihr Zusammenhang mit den anderen Naturkräften - zählt nach wie vor zu den ganz großen Rätseln der Wissenschaft. Nun versichern Jean-Paul Mbelek und Marc Lachieze-Ray von der Französischen Atomenergie-Kommission laut "NewScientist", eine Verbindung zwischen Gravitation und Erdmagnetfeld gefunden zu haben. Auch die Europäische Weltraumorganisation ESA kündigte mehrere Projekte zur Erforschung der Schwerkraft an.

Drei der vier bekannten Naturkräfte, nämlich Elektromagnetismus sowie schwache und starke Wechselwirkung, haben die Physiker mittlerweile unter einen Hut gebracht. Lediglich die vierte Kraft, die Gravitation, passt noch nicht so recht in die gängige Quantentheorie. Überhaupt birgt die Schwerkraft noch viele Unbekannte. So ergaben auch exakteste Messungen der so genannten Newton'schen Schwerkraft-Konstanten (G) - sie beschreibt die Stärke, mit der zwei Körper einander über die Schwerkraft anziehen - sehr unterschiedliche Werte.

Hypothese

Genau hier haken die französischen Wissenschafter ein: Die unterschiedlichen Ergebnisse könnten dadurch erklärbar sein, dass die Messungen an verschiedenen Orten durchgeführt wurden und das unterschiedliche Magnetfeld die Gravitation beeinflusse. Die Aussagen der Forscher basieren auf Theorien wie der String-Theorie, Ansätze zur Vereinigung aller Kräfte in einem theoretischen Gebäude. Demnach sollte G an Orten größer sein, an denen auch das magnetische Feld stärker ist. Wie die Wissenschafter betonen, wäre es am besten, ihre Theorie durch Messungen von G an den magnetischen Polen einerseits und am Äquator andererseits zu überprüfen.

ESA-Projekte

Eine ganze Serie von Projekten, wenngleich anderer Art, wird die ESA zum Thema Gravitation in der nächsten Zeit starten. So soll Albert Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie - nach wie vor das Standardwerk zu Schwerkraft - wieder einmal unter die Lupe genommen und etwa nach so genannten Gravitationswellen gefahndet werden. Denn nach Einstein sollen solche Wellen wie Rippeln auf einem See das Weltall durcheilen. Mittels Mission LISA - ein gemeinschaftliches Vorhaben von ESA und NASA - sollen die Wellen, so es sie gibt, aufgespürt werden.

Die ESA-Missionen Gaia und BepiColombo werden im großen Stil untersuchen, wie die Schwerkraftwirkung von Sternen und anderer Materie im Weltall das Bild des nächtlichen Himmels verzerrt. Denn laut Relativitätstheorie soll Gravitation auch Einfluss auf Licht haben, das Bild eines Sterns kann daher verzerrt werden und uns an einer falschen Stelle erscheinen. Auch Doppel- und Mehrfachbilder werden durch die Theorie vorhergesagt und wurden tatsächlich bereits von Astronomen nachgewiesen.

Das Äquivalenzprinzip

Speziell in Richtung Quantengravitation - also einer Vereinigung der Gravitation mit den anderen vier Kräften - geht das Projekt Microscope, das ESA und die französische Weltraumorganisation CNES gemeinsam abwickeln werden. So soll das Prinzip der Äquivalenz - das sich ebenfalls aus der Allgemeinen Relativitätstheorie ergibt - durchleuchtet werden. Das Prinzip besagt, dass Beschleunigung von Materie durch Gravitation unabhängig von Masse und chemischer Zusammensetzung dieser Materie ist. Bestimmt Microscope eine Verletzung dieses Prinzips, so wäre dies ein Hinweis, dass die Relativitätstheorie in Richtung einer Quantengravitation erweitert werden muss. (APA)