Hubble entdeckt "verführerischen Schleier"

Das Weltraumteleskop Hubble hat seinen Blick ins Sternbild des Schwans gerichtet und einen dünnen blauen Schleier gesichtet. Dabei soll es sich um die Überreste einer 5000 Jahre zurückliegenden Supernova-Explosion handeln.

Wenn es darum geht, neu entdeckte Objekte in Worte zu fassen, tendieren Astronomen mitunter zu einer reichlich romantischen Wortwahl: So auch die Wissenschaftler des Hubble Information Centers der europäischen Weltraumbehörde Esa, die jetzt einen neuen Schnappschuss ihres schwebenden Teleskops veröffentlicht haben.

Unter dem Titel "Ein verführerischer Schleier" zeigt das Fotos einen winzigen Ausschnitt des Zirrus-Nebels, eines bereits 1784 entdeckten blassen Nebelschleiers im Sternbild Schwan - und das, so die Esa, in "noch nicht da gewesener Auflösung".

Die an Rauchschwaden erinnernden Gaswolken stellen die Schockwelle einer riesigen Supernova-Explosion dar. Die enorme Geschwindigkeit, mit der die Materie im Augenblick des Sternenkollapses hinausgeschleudert wurde, hat das Gas zum Leuchten angeregt.

In der von Hubble gemachten Aufnahme stoßen, so die Esa, die sich ausbreitenden Explosionsspuren auf interstellares Gas, wobei die Schockwelle beinahe exakt von der Seite zu sehen ist. Dies erkläre auch die feine, papierartige Struktur des bläulichen Schleiers.

Durch den Vergleich mit einer bereits 1953 von der Erde aus gemachten Aufnahme des Nebels haben die Wissenschaftler berechnet, wie weit sich die Wellenfront in den vergangenen Jahren bewegt hat. Die Folgen der Messungen sind überraschend: Die Überreste der Supernova sind wahrscheinlich nur 1500 Lichtjahre von der Erde entfernt - 1000 Lichtjahre weniger als noch vor zehn Jahren angenommen.

Und auch die Explosion dürfte nicht so weit zurückliegen wie zuletzt vermutet: Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Supernova erst 5000 Jahre alt ist und auf der Erde ähnlich hell wie die Mondsichel zu sehen war. Frühe Zivilisationen dürften damit Zeugen eines seltenen Himmelsschauspiels geworden sein - ein, so die Esa, sicherlich "ehrfurchtgebietender Anblick".