Erdrettung durch Änderung der Umlaufbahn?

Wenn man die Erde mit Hilfe eines Asteroiden in eine neue Umlaufbahn schickt, könnte ihre Lebenszeit verdoppelt werden - ein gewagtes Szenario, das amerikanische Astronomen nun vorschlagen.

Wie CNN.com berichtet werden Don Korycansky von der University of Santa Cruz, Gregory Laughlin von der NASA und Fred Adams von der University of Michigan im Journal "Astrophysics and Space Science" eine Studie veröffentlichen, die sich mit der künstlichen Änderung der Erdumlaufbahn und deren Auswirkungen beschäftigt.

Entweder Treibhaus oder Orbit-Änderung

Die unheilversprechende Ausgangsthese der US-Astronomen: Unsere Sonne wird in einer Milliarde Jahren um mehr als zehn Prozent heller sein als heute, die Erde dann zu einem "feuchten Treibhaus" mutieren.

In drei Milliarden Jahren wird die Sonne ihre Lichtstärke noch weiter - um bis zu 40 Prozent - erhöhen und den Treibhauseffekt derart verstärken, dass jede Form von Leben auf der Erde endgültig zerstört wäre.

Der einzige Ausweg laut Korycanskys Team: Der Abstand der Erde von der Sonne muss erhöht und somit der Radius der Erdumlaufbahn vergrößert werden! Nur so könne die Lebensdauer unseres Planeten auf fünf Milliarden Jahre verlängert werden!

Planeten-Technik nützt Anziehungskräfte aus

Die amerikanische Astronomen schlagen deshalb eine kuriose Methode vor, um die Erde vor dem drohenden Ungemach zu schützen: Sie wollen sie mit Hilfe einer Technik, die sie "gravitational sling shot" nennen, aus ihrem Orbit bewegen.

Alles, was man dafür benötige, sei ein etwa 100 Kilometer breiter Asteroid, der an der Erde vorbeirast und sie durch seine Schwerkraft ein wenig "verschiebt". Der Asteroid müsste dann zum Jupiter fliegen, in dessen Umlaufbahn eintreten und mit "neuem Schwung" zur Erde zurückfliegen. Tausende solcher Begegnungen mit dem Asteroiden wären vonnöten, um die Umlaufbahn der Erde merklich zu ändern.

Die Erde

Die Erde umkreist bei einer mittleren Geschwindigkeit von 29,76 Kilometer pro Sekunde die Sonne in 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Bei diesem Umlauf beschreibt sie eine Ellipse, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht. Die Oberfläche der Erde beträgt 510 Millionen Quadratkilometer, ihr Inhalt 1083,3 Milliarden Kubikkilometer, ihr Gewicht 5.970 Trillionen Tonnen.

Viel Zeit für Asteroiden-Suche

Die Menschen hätten tausende Jahre Zeit, um einen passenden Asteroiden zu finden und die nötigen Techniken zu entwickeln, so Korycansky. „Wir sind überzeugt, dass diese Art angewandter ‚Planeten-Technik’ langfristig möglich ist“, steht im Bericht.

Alle 6.000 Jahre sollte sich Prozedur wiederholen

Um die Umlaufbahn der Erde derart zu vergrößern, dass der prophezeite Helligkeitszuwachs der Sonne ausgeglichen wird, müsste etwa alle 6.000 Jahre ein Asteroid einwirken.

Gefahr der Kollission

Bei der Methode ist allerdings auch Vorsicht angebracht: Um ideal auf die Erde einzuwirken, müsste der 100 Kilometer-Asteroid in einem Maximal-Abstand von 15.000 Kilometern an der Erde vorbei sausen. Die Gefahr, dass er dabei auseinanderbricht sei sehr groß.

Sollte er mit der Erde kollidieren, würde alles Leben mit einem Schlag ausgelöscht. „Eine Gefahr, die man nicht genug unterstreichen kann,“ so die Wissenschaftler.

Achtung auf Nebenwirkungen

Ein weiterer unangenehmer Nebeneffekt des Asteroiden-Vorbeifliegens könnte die Auswirkungen auf die Erdrotation sein. Die "Begegnungen" müssten so geplant werden, dass einige zu einer Erhöhung, die anderen zu einer Verringerrung der Rotationsgeschwindigkeit führen. Auch der Mond und die übrigen Planeten müssten in die Berechnungen miteinbezogen werden.