Neue Bilder sollen Hinweise auf Entstehung von Gammablitzen geben

Zum ersten Mal haben europäische Astronomen mit Hilfe des Hubble-Teleskops detaillierte Bilder einer Galaxie gemacht, in der sich kurz zuvor eine kosmische Gammastrahlen-Explosion ereignet hatte. Die genauen Ursachen der hochenergetischen Blitze sind trotzdem weiterhin unklar.

Bereits seit 30 Jahren kennen Astronomen das Phänomen der so genannten "Gamma Ray Bursts". Ein US-amerikanischer Aufklärungssatellit hatte damals die kosmischen Gammastrahlungsausbrüche zum ersten Mal registriert. Seitdem konnten knapp 3000 dieser hoch energetischen Blitze beobachtet werden, die meisten von ihnen mit dem Compton Gammastrahlungsobservatorium, das die Nasa Anfang Juni kontrolliert über dem Pazifik abstürzen ließ. Seit einigen Jahren ist auch klar, dass die kosmischen Strahlungsquellen nicht etwa innerhalb der Milchstraße zu finden sind, sondern in den Tiefen des Alls.

Obwohl Compton eine detaillierte Übersichtskarte über die verschiedenen Strahlungsquellen lieferte, ist die Ursache der Gammastrahlenblitze noch immer unbekannt. Europäische Wissenschaftler wollen nun mit Hilfe von Bildern des Weltraumteleskops Hubble zur Aufklärung beitragen.

Das Team hatte den relativ schwachen Ausbruch mit der Nummer GRB 980425 genauer unter die Lupe genommen, der sich in "nur" 125 Millionen Lichtjahren Entfernung in der Galaxie ESO 184-G82 ereignet hatte. Bemerkenswert an diesem Strahlenblitz war neben seiner verhältnismäßigen räumlichen Nähe außerdem, dass an derselben Stelle des Universums einen Tag nach dem Ausbruch eine ungewöhnlich helle Supernova beobachtet wurde.

Die Auswertung der Hubble-Bilder zeigt nach Angaben der Wissenschaftler, dass in der betreffenden Galaxie zum Zeitpunkt des Ausbruchs neue Sterne gebildet wurden. Die Aufnahmen zeigen eine Spiralgalaxie mit leicht ineinander verwundenen Armen, in deren Zentrum große Wolken aus Gas und Staub zu sehen sind.

Nach den Erkenntnissen der Forschergruppe ereignete sich die Gammastrahlenexplosion in den kosmisch aktiven Bereichen, in denen neue Sterne entstehen. Die Bilder zeigen eine sehr kompakte Strahlungsquelle, die aber teilweise vom Licht der ebenfalls an dieser Stelle beobachteten Supernova stammen könnte. Hens Hjorth von der Universität Kopenhagen erklärt: "Wir haben nun unserer Meinung nach sichere Beweise, dass zumindest einige Gammastrahlenblitze aus Regionen kommen, in denen Sterne entstehen".

Obwohl damit noch immer nicht geklärt ist, wie Gammablitze genau entstehen, haben die Forscher zum ersten Mal die unmittelbare Umgebung eines solchen starken Strahlungsereignisses analysiert und festgestellt, dass diese kosmisch sehr aktiv ist.

Sollte sich ein Gammastrahlungsausbruch in der Milchstraße ereignen, könnte dies gewaltigen Einfluss auf das Leben auf der Erde haben. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Strahlungsausbruch vor 439 Millionen Jahre dafür sorgte, dass die gesamte Ozonschicht der Erde zerfetzt wurde und unser Planet so ungeschützt der solaren UV-Strahlung ausgesetzt war.