Ein Schwarzes Loch rast durch die Milchstraße

Ein Schwarzes Loch, das mit großer Geschwindigkeit durch die Milchstraße rast, haben Astronomen mithilfe des Hubble Space Telescope entdeckt. Kurioserweise scheint das Himmelsobjekt dabei einen alternden Stern mit sich zu ziehen, dessen Masse langsam aber sicher von seinem Begleiter verschlungen wird.

Wie die Forscher nun bekannt gaben, haben Aufnahmen des Hubble Space Telescope der NASA aus den Jahren 1995 bis 2000 sie auf die Spur des "rasenden Loches" gebracht: Demnach bewegt sich dieses mit einer Geschwindigkeit von mehr als 400.000 Kilometern pro Stunde durch die Galaxie.

Nach Ansicht der Astronomen ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass dieses Schwarze Loch in einer Supernova entstanden ist. Denn durch deren "explosiven Antrieb" könnte sich die Geschwindigkeit des Lochs erklären lassen, das dadurch gleichsam durch das All katapultiert wird.

Schwarze Löcher sind Objekte von einer so hohen Dichte, dass nicht einmal Licht ihrer enormen Anziehungskraft entkommen kann. Da nichts schneller ist als Licht, kann folglich nichts aus dem Inneren eines solchen Loches entkommen. Albert Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie machte es möglich, sie genauer zu beschreiben: In einem Schwarzen Loch sind Raum und Zeit so verzerrt, dass die Zeit gleichsam angehalten wird.

Unterhalb einer bestimmten Grenze - dem so genannten Schwarzschild Radius - wird jede Masse zu einem Schwarzen Loch. Würde die Sonne auf einen Radius von drei Kilometern zusammengepresst, oder die Erde auf ganze neun Millimeter komprimiert, dann entstünden so Schwarze Löcher.

Schwarze Löcher lasen sich per definitionem nicht direkt beobachten - doch der Begleitstern dieses Schwarzen Loches, das die Astronomen auf den Namen GRO J1655-40 getauft haben, ist sehr wohl auf den Teleskop-Aufnahmen zu erkennen.

Durch eine Kombination der Hubble-Daten mit weiteren Messdaten anderer Teleskope konnten die Wissenschaftlern nicht nur die Geschwindigkeit von GRO J1655-40 ermitteln, sondern auch dessen elliptische Bahn.

Es sei die erste Entdeckung eines Schwarzen Loches, das sich sehr schnell durch unsere Galaxie bewege, kommentiert Felix Mirbel vom Institute for Astronomy and Space Physics in Argentinien. "Diese Entdeckung ist aufregend, denn sie zeigt die Verbindung eines Schwarzen Loches zu einer Supernova."

Der "alternde" Begleitstern dreht sich um das Schwarze Loch herum und wird langsam durch GRO J1655-40 verschlungen. Bei diesem Prozess entstehen zwei auf der Darstellung deutlich erkennbare Lichtstrahlen.

Diese so genannten Jets - gebündelte, schnelle Teilchenströme - erinnern laut den Astronomen an Lötlampen und strömen mit rund 90 Prozent der Lichtgeschwindigkeit von dem Schwarzen Loch weg.

Wie die Forscher weiter berichten, sei GRO J1655-40 ein so genannter Mikroquasar - und damit erst das zweite in der Milchstraße entdeckte dieser Himmelsobjekte. Es handelt sich dabei um Schwarze Löcher, die in etwa die gleiche Masse wie ein Stern aufweisen.

Sie verhalten sich wie kleinere Versionen von supermassiven Schwarzen Löchern im Zentrum von höchst aktiven Galaxien - so genannten Quasaren. Über die Existenz solcher stellaren Schwarzen Löcher weiß man etwa seit den 1970ern - ihre Masse reicht von 3,5 bis 15 Sonnenmassen.

Demnach ist GRO J1655-40 bei der Explosion eines massereichen Sterns entstanden, einer so genannten Supernova, bzw. bei der Implosion von dessen Eisenkern: Die Überreste des Kernes müssen größer als 3,5 Sonnenmassen gewesen sein, sie kollabierten und bildeten das Schwarze Loch.

Gefahr für die Erde scheint im Übrigen nicht zu drohen: Denn obwohl das Schwarze Loch sich grob in Richtung der Erde bewegt, befindet es sich nach Auskunft der Astronomen in sicherer Entfernung. Zwischen 6.000 und 9.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, steuert GRO J1655-40 auf die Sternenkonstellation Skorpion zu.