Die Invasion der Monster-Frösche

Auf der einen Seite der Erdkugel vermehren sie sich unkontrolliert, auf der anderen werden sie vom Klimaphänomen El Niño in ihrer Existenz bedroht: Frösche und Kröten stellen derzeit Forscher vor ein Rätsel.

Bordeaux - So fürchten französische Umweltschützer eine Invasion der bis zu zwei Kilogramm schweren Ochsenfrösche, die wie Schafe blöken und schon ganze Teiche leer gefressen haben. Allein an der Atlantik-Küste bei Bordeaux hat der Froschforscher Christophe Coic 5000 Ochsenfrosch-Männchen gezählt, "die alles wegfressen, was ihren Drei-Meter-Sätzen nicht entkommen kann".

Sogar Eisvögel haben die Amerikanischen Ochsenfrösche (Rana catesbeiana) schon erwischt. "Wenn wir nichts dagegen tun, werden sie in einigen Jahren zu einer echten Bedrohung für die Lebewesen in den Gewässern."

Einzige wirksame Gegenwehr sind bisher die Gewehre der Jäger. Im Departement Gironde haben Waffenhandlungen Hochkonjunktur - Ochsenfrösche werden wie Hasen gejagt, wobei "ihre Schenkel köstlich schmecken", wie ein Jäger berichtet. Coic will die Jagd auf die Männchen konzentrieren. "Ohne Männchen gibt es keinen Nachwuchs", sagt er. In den USA hätten die Ochsenfrösche bereits ökologische Katastrophen verursacht. Ochsenfrösche legen bis zu 20.000 Eier pro Brut und vermehren sich mit rasender Geschwindigkeit.

Die Ochsenfrösche waren zunächst in Nordamerika verbreitet, wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts aber nach Europa eingeschleppt, zunächst nach England. Zwischen 1932 und 1937 wurden sie in Italien ausgesetzt, wo sie sich besonders in der Poebene und der Umgebung Roms rasch verbreiteten.

Tödliche Pilzinfektion

Die Zahl vieler anderer Frösche und Kröten geht jedoch zurück. US-Zoologen machen dafür die globale Erwärmung verantwortlich. Am Beispiel der Schwarzkröten in den Rocky Mountains der USA belegten die Forscher jetzt, dass ein Zusammenhang zwischen dem regionalen Wetter und einer Anfälligkeit der Kaulquappen für Krankheiten existiert. Somit führe die Erwärmung des tropischen Pazifiks indirekt zum Tod vieler Tiere, berichten Joseph Kiesecker von der Pennsylvania State University im britischen Fachjournal "Nature".

Seit rund 30 Jahren erwärmt sich der Pazifik um den Äquator herum. Das führt zu heftigeren El Niños - einem regelmäßig wiederkehrenden Klimaphänomen, das mit einer deutliche Erwärmung des Pazifiks vor der Westküste Suüdamerikas verbunden ist. Die Folge sind weltweite Wetteränderungen, durch die unter anderem im Nordosten der USA weniger Niederschläge fallen; die Seen und Teiche enthalten weniger Wasser.

Wie Kiesecker beobachtete, fallen die Laichgewässer oft unter eine kritische Wassertiefe von 20 Zentimetern. Dort sind die Kaulquappen der Schwarzkröten (Bufo boreasa) einer verstärkten UV-Strahlung ausgesetzt. Das bringe die Tiere zwar nicht um, mache sie aber anfälliger für Infektionskrankheiten: 80 Prozent der Tiere werden von einem Pilz infiziert und sterben schließlich.