Der Victoriasee kippt um

Dem Victoriasee droht der biologische Tod. Das berichtet das internationale Zentrum für Forst-und Landwirtschaft (ICRAF). Der zweitgrößte Süßwassersee der Welt, gleichzeitig die wichtigste Quelle des Nils, wird durch die dramatische Ausbreitung von Wasserhyazinthen erstickt, warnen die Wissenschaftler.

Nairobi - Forschungen des in Nairobi ansässigen und von USA-Einrichtungen unterstützten Zentrums ICRAF hätten gezeigt, dass ein massives Eindringen von Nährstoffen aus ufernahen Gebieten die wichtigste Ursache der Hyazinthen-Plage sei. Es fördere das rasche Wachstum der Wasserpflanzen. Für die Nährstoffzufuhr sei jedoch, anders als bislang vermutet, weniger die sich ausbreitende Verwendung von Düngemitteln in der Landwirtschaft verantwortlich. Vielmehr habe die Abholzung von Wäldern zum Verlust eines natürlichen Schutzschirms geführt, der früher verhinderte, dass Nährstoffe in den See geschwemmt werden.

Die ICRAF-Wissenschaftler, die sich unter anderem auf Satelliten-Beobachtungen stützen, empfehlen daher dringend eine Aufforstung der direkten Ufergebiete des Viktoria-Sees. Anders sei das Absterben des Gewässers mit katastrophalen Folgen für die vom Fischfang lebende Ufer-Bevölkerung nicht zu bremsen. Bereits jetzt seien zahlreiche Fischarten ausgerottet, und auch die Gesamtzahl der Fische habe sich wegen des abnehmenden Sauerstoffgehalts des Wassers deutlich verringert.

Die riesigen Hyazinthen-Teppiche behindern auch die Schifffahrt und damit den Handel zwischen den See-Anliegerländern Kenia, Uganda und Tansania. Darüber hinaus fördern sie die Ausbreitung von Malaria und anderen Krankheiten.