Das Mittelmeer trocknet langsam aus

Während die Wasserstände der Weltmeere jährlich steigen, sinken die Pegel im Mittelmeer. Eine griechische Studie macht jetzt ein Wetterphänomen dafür verantwortlich.

Um drei bis fünf Zentimeter ist der Wasserstand in den Küstenregionen des Mittelmeeres in den letzten 40 Jahren gefallen, sagt der griechische Meeresforscher Michalis Tsiblis. In einer Studie, die in der griechischen Presse veröffentlicht wurde, macht Tsiblis die schnellere Verdampfung und den erhöhte Salzgehalt des Mittelmeeres dafür verantwortlich. Am stärksten wird das Phänomen der Studie zufolge entlang der dalmatinischen Küste registriert. Dort ist das Wasser im Vergleich zum Ende des 19. Jahrhunderts um fünf Zentimeter gesunken, hieß es.

Die Zufuhr von Süßwasser durch die Flüsse der Region werde durch Staudämme und Bewässerung immer mehr verringert. Noch wichtiger sei jedoch der Einfluss eines Wetterphänomens: Der Druckunterschied zwischen dem Tiefdruckgebiet über Island und dem Hochdruckbereich über den Azoren werde im Durchschnitt immer größer, so Tsiblis. Die feuchten Luftmassen des Atlantischen Ozeans bewegen sich wegen der Sogwirkung des isländischen Tiefs verstärkt Richtung Nordeuropa. Damit blieben Regenfälle im Mittelmeer aus. "Die Temperatur steigt, das Wasser verdampft schneller", erklärt Tsiblis.

Bereits vor 5 bis 6 Millionen Jahren war das Mittelmeer einmal beinahe völlig ausgetrocknet. Verantwortlich für die so genannte messinische Salinitätskrise soll eine zeitweilige Schließung der Straße von Gibraltar gewesen sein. Damals waren lediglich an den tiefsten Stellen des Mittelmeeres kleine Seen übrig geblieben, und Flüsse wie Ebro, Rhône und Nil hatten tiefe Canyons in den früheren Meeresboden gegraben. Die messinische Krise ging zu Ende, als sich die Strasse von Gibraltar wieder öffnete und sich ein gigantischer Strom vom Atlantik in das Mittelmeerbecken ergoss.