Methanhydrat, das brennende Eis aus der Tiefsee

Auf dem Grund der Weltmeere, eingebettet in Schlamm und Schlick, schlummert eine gewaltige Energiereserve: Methanhydrat, eine tiefgefrorene Verbindung von Methan und Wasser.

Methan, unter anderem enthalten im Erdgas, ist ein hochwertiger Energieträger aber auch eine Gefahr für das Weltklima. Das Gas könnte, wenn es in großen Mengen in die Athmosphäre gelangt, den Treibhauseffekt weiter anheizen.

Auch wenn Schiffe spurlos verschwinden , wie im mysteriösen Bermudadreieck, könnte das seine Ursache in unterseeischen Gasaustritten haben.

Eine Expedition des deutschen Forschungsschiffs Sonne ist dem Rätsel der Gasgletscher am Meeresgrund um einiges nähergerückt. Den Wissenschafter an Bord ist es das erste Mal gelungen, größere Mengen Methanhydrat ans Tageslicht zu bringen.

Der Stoff aus dem die Energie-Träume sind?

Methanhydrat, heute gehandelt als ein Energieträger der Zukunft, ist das erste Mal 1811 synthetisch hergestellt worden. Damals galt es als Kuriosität, weil sich keine Anwendung für das "Gaseis" gab. Die Methanhydrat-Vorkommen sind die Folge natürlicher Abbauprozesse.

Den Rohstoff liefern Bakterien. An Stellen, wo große Mengen an organischem Material ins Meer geschwemmt werden, zum Beispiel an Flussmündungen, wird Sauerstoff schnell knapp. Beim anaeroben Abbau entsteht Methan Faulgas, Sumpfgas. Das ist auch der Entstehungsweg der Erdgasvorkommen.

Geschieht dies in größere Wassertiefe, bei niedrigen Temperaturen, dann geht das Gas eine Ehe mit dem Wasser ein. Das Ergebnis: Methanhydrat. Häufige Vorkommen befinden sich an den Kontinentalrändern, wo der Meeresboden zur Tiefsee abfällt.

Brennendes Eis

Brennendes Eis, flammende Eisberg finden sich immer wieder in den Aufzeichnungen von Seefahrern vergangener Jahrhunderte. Die aufgeklärte Neuzeit hat diese Berichte ins Reich der Fabeln und gemeinsam mit Meerjungfrauen und Seeschlangen als Aberglauben entsorgt. Die Mannschaft des Forschungsschiffs "Sonne" hat nun den Gegenbeweis angetreten. Ihnen ist es das erste Mal gelungen, das seltsame Eis aus mehr als 1000 Meter Tiefe zu fördern. Kaum an Deck, wurde ein Feuer angefacht. Die Bilder gingen um die Welt: ein Lagerfeuer aus Eisbrocken, an dem sich die begeisterten Meeresgeologen die klammen Finger wärmen...

Gletscher auf dem Meeresgrund

Operationsgebiet der "Sonne" waren die Gashydratfelder vor der Südostküste Nordamerikas: Ein Gebirgszug aus erstarrtem Methan, der sich über eine Fläche von 26.000 Quadratkilometern erstreckt.

Hochgerechnet auf alle Weltmeere dürften es an die 10.000 Milliarden Tonnen Methan sein, die als Gashydrate gebunden sind. Das ist mehr als doppelt so viel wie die bekannten Reserven an Erdöl, Kohle und Erdgas zusammengenommen.

Methanhydrat als Energieträger

Angesichts der Verknappung der fossilen Brennstoffe, der zunehmenden Ächtung der Atomenergie wird Methanhydrat vom Meeresboden als Alternative immer interessanter. So könnten allein die jetzt vom deutschen Forschungsschiff kartierten Gashydratfelder vor Oregon ausreichen, um den gesamten Energiebedarf der USA für 100 Jahre zu sichern.

Noch fehlt es allerdings an tauglichen und sicheren Fördermethoden für das flüchtige Material. Die Forschung läuft aber auf Hochtouren. So ist im weltweit zweitgrößten Energieverbraucher Japan , einem Land ohne eigene Reserven, ein Großprojekt zur Erschließung der Gashydrate angelaufen.

Über den Stand ihrer Forschung bewahren die Japaner strikte Geheimhaltung. Nach Ansicht der deutschen Meeresgeologen dürfte die Entwicklung brauchbarer Fördertechniken aber noch ihre Zeit brauchen. Das Problem: Gashydrate sind nur unter hohem Druck und tiefen Temperaturen stabil, an die Oberfläche gebracht, "verdampfen" sie in Windeseile.

Gefahr für das Weltklima

Methan ist ein überaus "wirksames" Treibhausgas. Die Gashydratfelder allerdings sind auch eine tickende Zeitbombe. Wenn nur ein Zehntel des eisigen Methans in die Atmosphäre gelangt, so würde sich die Welt um zwei Grad erwärmen, haben amerikanische Klimaforscher errechnet. Dass es zu spontanen Freisetzungen kommen kann, haben die Wissenschafter an Bord der "Sonne" beobachtet.

Kühlschrankgroße Hydratbrocken wurden mit brodelnden Gaswirbeln an die Oberfläche gespült und sind dann zischend verdampft. Ursache könnte ein unterseeisches Beben gewesen sein, oder einfach Rutschungen an den Kontinentalen Abhängen. Bei Vulkanausbrüchen im Meer wäre die Sache schon weit fataler.

Globale Auswirkung der Meereserwärmung nicht absehbar

Nicht abschätzbar sind aber die Auswirkungen einer globalen Erwärmung der Meere. Ein paar Grad mehr und das Stabilitätsgefüge der Gashydratfelder ist empfindlich gestört. Großflächige Gasaustritte würde das Weltklima schwer in Bedrängnis bringen, der Treibhauseffekt wäre perfekt. Das befürchten Klimaforscher die auch der Nutzung der Gashydratfelder eher skeptisch gegenüber stehen. Das Gefahrenpotential müsse erst abgeklärt werden, bevor an eine Förderung vom Meeresgrund gedacht wird.

Rätsel Bermudadreieck gelöst?

Als Nebenprodukt der Gashydratforschung liegt nun eine neue Erklärung für das mysteriöse Verschwinden von Schiffen in dieser Seeregion am Tisch. Gasaustritte in der Tiefe, aus welcher Ursache auch immer, können zur Todesfalle für Schiffe werden.

Gerät ein Schiff in das brodelnde Gas-Wassergemisch über der Austrittstelle, dann fehlt es mit einem Mal am nötigen Auftrieb. Selbst ein Supertanker könnte sich nicht mehr über Wasser halten, und würde hilflos in die Tiefe gezogen werden.

Theorie mit solidem Fundament

Ähnliches könnte auch für die verschwundenen Flugzeuge gelten. Auch ein Flugzeug verliert im Methan Luft Gemisch rasch an Auftrieb einmal in der Gasblase geht es nur mehr im Sturzflug abwärts.

Vor den Küsten Floridas wurden riesige Gashydratfelder entdeckt. In dieser Region ist auch die Erdkruste in ständiger Bewegung und Erdbeben sind mit eine Ursache für die Freisetzung großer Gasmengen.

Forschungszentrum für marine Geowissenschaften

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