Bodennutzung: Gefahr für das Weltklima

Allein durch den zunehmenden Bedarf an landwirtschaftlicher Nutzfläche wird die Erde in den nächsten 50 Jahren eine Milliarde Hektar natürlicher Ökosysteme verlieren - mit entsprechenden Folgen für das Weltklima.

Ein Team unter der Leitung von David Tilman von der Universität von Minnesota hat den weltweiten Verbrauch an Stickstoff- und Phosphatdünger, Pestiziden, an Flächen für Acker- und Weideland sowie für Bewässerungsfeldbau analysiert, um einen Blick in die Zukunft unseres Planeten werfen zu können.

Die Voraussagen der Wissenschaftler beruhen auf aktuellen landwirtschaftlichen Arbeitsmethoden. Wie in der Fachzeitschrift ''Science'' (Band 292, Seiten 281-284, 2001) nachzulesen, wurden mögliche zukünftige Verbesserungen in der Landwirtschaft nicht berücksichtigt.

Obwohl die Weltbevölkerung seit 1960 exponentiell zunahm, wuchs der Verbrauch der landwirtschaftlichen Faktoren in dieser Zeit nur linear. Anhand dieses linearen Zuwachses konnten die Wissenschaftler die globale Entwicklung bis zum Jahr 2020 sowie 2050 hochrechnen.

Eine Fläche so groß wie die USA

Nach den Berechnungen der amerikanischen Wissenschaftler wird sich der Stickstoffdüngerverbrauch sowie der Pestizideinsatz bis zum Jahr 2050 fast verdreifachen. Der Einsatz von Phosphatdüngern wird sich mehr als verdoppeln. Der Anteil an bewässerter Agrarfläche wächst um fast das Doppelte. Insgesamt verliert der Planet in den nächsten 50 Jahren durch die Zunahme landwirtschaftlicher Nutzfläche etwa eine Milliarde Hektar natürlicher Ökosysteme - eine Fläche so groß wie die USA.

Obwohl regelmäßig über Hungerkatastrophen berichtet wird, ist die globale Ernährungslage noch nicht kritisch. Möglich wurde das mit der "grünen Revolution" der letzten 35 Jahre. Durch Bewässerungsmaßnahmen und massiven Düngemittel- und Pestizideinsatz konnte bisher die landwirtschaftliche Produktion zumindest global mit dem Wachstum der Weltbevölkerung einigermaßen Schritt halten.

Die grüne Revolution

Umweltproblem: Abwässer

''Die Umwelteinflüsse der Landwirtschaft werden so groß oder größer als die der Klimaveränderung sein'', befürchtet Tilman. Bereits jetzt sind nitrat- und phosphatreiche Abwässer ein großes ökologisches Problem und belasten das Grundwasser sowie Flüsse, Seen und Meere.

Versalzung der Böden

Bewässerung verbraucht nicht nur wertvolles Trinkwasser, sondern führt auch zur Versalzung von Böden. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die größte Zunahme an Acker- und Weideland in den Entwicklungsländern, insbesondere in Lateinamerika und in Afrika südlich der Sahara, stattfinden wird.

Dadurch wird vermutlich etwa ein Drittel der hier gedeihenden tropischen Regenwälder und Savannen zerstört.

Diese Ökosysteme spielen jedoch eine wichtige Rolle für das globale Klima, da sie Kohlenstoff fixieren und Sauerstoff sowie Wasser abgeben. Damit werden - unabhängig von der bereits jetzt durch den Menschen verursachten Klimaveränderung - die klimatischen Probleme weiter verschärft.

Einführung in die Klimaproblematik

Maßnahmen zur Verbesserung der Situation

Düngemittel und Pestizide könnten effektiver eingesetzt werden. Vegetationsstreifen könnten den erhöhten Wasserabfluss zwischen den Feldern verhindern. Der Flächenverbrauch könnte durch die Nutzung von Brachland gemindert werden.

Die zukünftigen Veränderungen sind nach Ansicht der Forscher jedoch so groß, dass diese Maßnahmen allein nicht ausreichen, nur eine internationale Zusammenarbeit könne Schlimmeres verhindern.

Bevor es zu spät ist

"Landwirtschaft ist die letzte unregulierte Quelle für Umweltverschmutzung, und sie wird sich in den nächsten 50 Jahren verdoppeln oder verdreifachen", betont Tilman. "Wenn diese Zunahme genauso wie in den vergangenen 50 Jahren abläuft, werden wir irreversible Umweltschäden erhalten. Doch wenn wir jetzt eingreifen, können wir die Kurve noch kriegen."

University of Minnesota