"Blaues Auge" vom Kollegen

Wenn sich Geschwister im jugendlichen Eifer zu nahe kommen, bleiben schon einmal deutlich sichtbare Spuren zurück. Das ist bei Monden offensichtlich nicht anders.

Bereits bei seiner Entdeckung im Jahr 1671 fiel Japetus negativ auf: Der Saturnmond, drittgrößter bekannter Begleiter des Ringplaneten, wies eine große dunkle Stelle auf, die das Licht kaum reflektierte. Warum, das war lange Zeit unbekannt.

Jetzt allerdings haben Astronomen, wie das Wissenschaftsmagazin "Nature" in seiner Onlineausgabe schreibt, einen neuen Verdächtigen ausgemacht: Titan, den größeren Bruder von Japetus. Mit einem Durchmesser von mehr als 5000 Kilometern ist Titan nicht nur der größte in der Reihe der rund 30 Saturnmonde, er ist auch der auffälligste.

Als wahrscheinlich einziger Mond in unserem Sonnensystem verfügt Titan über eine eigene Atmosphäre - rund 1,5-mal so dick wie die Gashülle der Erde. Wolken aus Methan umgeben den Satelliten, vermutlich gibt es sogar einen Methanregen. Auf der Oberfläche könnten Flüsse aus Äthan fließen, fast so wie auf einem Gasplaneten.

Japetus ist genau das Gegenteil. Hart, felsig, vermutlich ohne Atmosphäre, gleicht er dem Erdenmond. Bis auf den dunklen Schatten aus der Vergangenheit, der fast die Hälfte seiner Oberfläche bedeckt.

Bislang ging, so "Nature", ein Teil der Astronomen davon aus, der riesige Fleck sei in Folge von Vulkanausbrüchen durch Reaktionen zwischen Methan und Ammoniak entstanden. Andere glauben, Japetus habe sich bei seinem Weg durchs staubige Weltall einfach schmutzig gemacht.

Doch nachdem Tobias Owen von der University of Hawaii zusammen mit seinen Kollegen das von Japetus reflektierte Infrarotlicht analysiert hatte, kam er zu einem anderen Schluss. Da die Reflexion von der Beschaffenheit der Oberfläche abhängt, kann das reflektierte Licht als Fingerabdruck des Mondes gewertet werden - einmalig und verräterisch.

Genauso wie Pigmente zu einer bestimmten Farbe gemischt werden, haben die Astronomen so lange Spektren bekannter Stoffe gemischt, bis ein Bild entstand, das dem aufgefangenen Japetus-Licht entsprach. Demnach besteht der dunkle Fleck aus Eis, einer Art Ruß und "Tholin", einer festen Mischung verschiedener organischer Moleküle. Tholin findet sich im Sonnensystem nicht nur auf dem Neptun-Mond Triton, sondern auch auf Titan.

Daher machen die Astronomen nun Titan für den dunklen Fleck auf der Rückseite seines kleineren Kollegen verantwortlich. Wahrscheinlich, so die Vermutung der Forscher, hat ein Meteoriteneinschlag große Wolken Tholin freigesetzt. Auf seiner Bahn um Saturn konnte Japetus der schwarzen Wolke nicht ausweichen. Die Folgen sind bis heute sichtbar.