Auch Superkometen haben Monde

Erstmals haben Astronomen einen Kometen in der Region von Pluto entdeckt, der über einen ständigen Begleiter verfügt. Die Ordnung der Planeten im Sonnensystem könnte gehörig durcheinander geraten.

Die Luft wird dünn für Pluto. Schon lange diskutieren Astronomen, ob der lediglich 2250 Kilometer große Eisbrocken am Rande des Sonnensystems überhaupt noch als Planet durchgehen kann. Zu unbedeutend ist der 1930 entdeckte Planet, zu groß ist die Konkurrenz durch ähnliche Objekte im so genannten Kuiper-Gürtel außerhalb der Neptunbahn.

Doch eine Tatsache sprach bislang immer für Pluto: Als einziger bekannter Himmelskörper jenseits des Neptuns konnte der mitunter mehr als sieben Milliarden Kilometer von der Sonne entfernte Pluto mit einem eigenen Mond aufwarten.

Das war einmal. Astronomen am Canada-France-Hawaii Telescope (CFHT) auf dem Mauna Kea haben jetzt erstmals einen Himmelskörper im Kuiper-Gürtel beobachten können, der ebenfalls einen Satelliten aufweisen kann. Der Superkomet namens 1998 WR 31 wird, so Christian Veillet, in mindestens 40.000 Kilometern Entfernung von einem zweiten, offensichtlich kleineren Objekt umkreist.

Die Tatsache, dass neben Pluto noch weitere Planetenpaare jenseits der Neptunbahn gibt existieren, ist für die beteiligten Forscher nicht sonderlich überraschend. Bereits seit längerem gab es Überlegungen, mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble nach solchen Systemen zu suchen. Dass Monde in derart großer Entfernung allerdings von der Erde aus aufgespürt werden könnten, galt bislang als unmöglich. "Wohl niemand glaubte ernsthaft, mit einem mittelgroßen Teleskop derartige Entdeckungen zu machen", so Veillet gegenüber "Science Now".

Auch die Beobachtungen Veillets waren eher von Zufall geprägt. Das Astronomen-Team wollte Mitte Januar mit Hilfe des CFHT den bereits 1998 entdeckten Superkometen näher untersuchen. Dabei stießen sie zu ihrem Erstaunen auf zwei Objekte. Der Vergleich mit Archivaufnahmen, auf denen 1998 WR 31 ebenfalls zu sehen war, offenbarte eine weitere Überraschung: Die gegenseitige Position der beiden Objekte hatte sich verändert.

Durch zukünftige Aufnahmen und die Auswertung weiterer Archivbilder wollen die Forscher nun mehr über das seltsame Paar erfahren - unter anderem interessiert sie die genauen Ausmaße der Umlaufbahn. Und sollte sich der Mond eines Tages von der Erde aus betrachtet vor seinen Kompagnon schieben (vergleichbar einer "Planetenfinsternis"), könnte dies wertvolle Informationen über die Oberflächenstruktur liefern.

Bislang wurden im Kuiper-Gürtel mit seinem rund 30.000 Objekten mehrere Hundert Kleinplaneten entdeckt - zuletzt im Dezember vergangenen Jahres mit 2000 WR 106 der nach Pluto zweithellste Himmelskörper jenseits der Neptunbahn. Viele Astronomen sind daher überzeugt, dass Pluto alles andere als außergewöhnlich ist. Auch Monde könnten, so die Überzeugung der Pluto-Kritiker, durch Kollisionen im Kuiper-Gürtel leicht entstehen. "Forscher", so der britische Asteroidenforscher Benny Peiser gegenüber "Science Now", "die argumentieren, Pluto sei 'anders', sollten umdenken."