Astronomen vermessen Schwarzes Loch

Gewogen und für zu schwer befunden: Das Zentrum der erdnächsten Radiogalaxie ist so massiv wie 200 Millionen Sonnenmassen. Zu viel, um nur aus Sternen zu bestehen.

Garching/Heidelberg - Forscher der Europäischen Südsternwarte (Eso) haben indirekt die Masse eines so genannten supermassiven Schwarzen Lochs bestimmt. Das kosmische Objekt ist den Angaben zufolge so schwer wie 200 Millionen Sonnen. Es befindet sich im Zentrum der rund elf Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie "Centaurus A", der erdnächsten und am wohl besten untersuchten Radiogalaxie im Universum, berichtete die Eso in Garching.

Diese Masse sei zu groß, um von einer Ansammlung von Sternen herzurühren. Auch wenn sie es nicht direkt beobachten können, gehen die Forscher davon aus, ein Schwarzes Loch der höchsten Gewichtsklasse entdeckt zu haben. "Die veröffentlichten Ergebnisse decken sich gut mit den theoretischen Voraussagen", so Axel Quetz vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg.

Supermassive Schwarze Löcher entstehen im Gegensatz zu ihren normalen Verwandten, die aus dem Zusammenbruch eines einzelnen Sterns hervorgehen können, wahrscheinlich aus riesigen, kollabierten Gaswolken. Sie können die millionen- bis milliardenfache Masse eines Sterns erreichen.

"Schwarze Löcher werden seit langer Zeit in der Mitte von Galaxien vermutet", sagt der Physiker. Auch im Zentrum der Milchstraße gebe es vermutlich ein solches Objekt. Dort sei in einem Volumen, das etwa den gleichen Durchmesser habe wie das Sonnensystem, die Masse von rund 100 Millionen Sonnen konzentriert. Dies könne in sinnvoller Weise nur mit der Existenz eines Schwarzen Lochs erklärt werden, sagte Quetz.

Die Beobachtung des Kerns von "Centaurus A" hatte gezeigt, dass ringsherum eine dichte Scheibe aus Gas liegt. "Die große Schwerkraft eines Schwarzen Lochs zieht Sterne, die zufällig in seine Nähe geraten, unwiderstehlich an", sagt Quetz. Sie würden dabei zerrissen, bevor die Materie mit großer Geschwindigkeit ins Zentrum der Galaxie rase.