Astronomen finden "bizarres" Planetensystem

Brauner Zwerg, riesiger Planet oder bislang unbekannter Himmelskörper? Die Entdeckung zweier Sonnensysteme mit nicht erklärbaren Eigenschaften stellt Planetenjäger vor ein Rätsel.

San Diego - Bei einem der Planeten könnte es sich um den bisher größten derartigen Fund im Universum handeln, so Geoffrey Marcy von der University of California in Berkeley auf der Jahrestagung der American Astronomical Society. Das "planetenähnliche Objekt" passt allerdings überhaupt nicht in die gängigen Definitionen - und wirft somit neue Frage zur Entstehung der Planeten auf.

Planeten, die als Einzelgänger um entfernte Sterne kreisen, stellen für Astronomen keine große Sensation mehr dar. Rund 50 derartige Himmelskörper sind bislang aufgestöbert worden. Ganze Planetensysteme dagegen sind äußerst selten. Bislang war erst ein Stern bekannt, der von mehr als einem Planeten begleitet wird.

Zwei der neu entdeckten Himmelskörper umkreisen den Stern HD 168443, ein sonnenähnliches Objekt, das rund 123 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Zumindest einer der beiden Planeten sei derart groß, dass er das gesamte System "wirklich bizarr" erscheinen lässt, so Astronom Marcy: "Der äußere Begleiter dieses Sterns ist so massiv, dass er für einen konventionellen Planeten eigentlich zu groß erscheint." Erste Messungen ergaben eine Masse, die dem 17- bis 40fachen der Jupitermasse entspricht.

Der Planet ist damit groß genug, um auch als so genannter Brauner Zwerg durchgehen zu können - ehemalige Sterne, die bei ihrer Entstehung nicht genug Masse mitbekommen haben, um eine Kernfusion in Gang zu setzen. Statt zu leuchten blieben sie blass.

"Wir haben so etwas noch nie gesehen", erklärte Marcys Mitarbeiter Paul Butler vom Carnegie-Institut in Washington. "Es einen Braunen Zwerg zu nennen, hieße, das Rätsel unter den Teppich zu kehren. Es ist ein Geheimnissystem."

Auch das zweite entdeckte Planetensystem um den Stern Gliese 876, nur rund 15 Lichtjahre von der Erde entfernt, zeigt nach Angaben der Wissenschaftler ungewöhnliche Züge. So stehen die Umlaufzeiten der beiden Planeten im Verhältnis zwei zu eins: Während der größere Begleiter den Stern in 60 Tagen umrundet, schafft es sein kleinerer Kollege in 30 Tagen.

Die synchrone Bewegung könnte den Wissenschaftlern in der Vergangenheit vorgegaukelt haben, nur einen Planeten zu studieren. Denn die entfernten Himmelskörper können nicht direkt beobachtet werden: Was Wissenschaftler messen, ist die Gravitationskraft der Planeten und die daraus resultierende kleine Bewegung des Zentralsterns.

Jetzt allerdings könnte sich die gekoppelte Bewegung als Vorteil erweisen: Durch das konstante Verhältnis könnten Astronomen erstmals die genaue Masse des Planeten bestimmen statt wie bisher nur Mindestmassen anzugeben.