Als Löcher die Welt regierten

In seinen Jugendjahren bestand das Universum, so Astronomen nach Auswertung aktueller Aufnahmen, vor allem aus drei Dingen: "Schwarzen Löchern,

Vor zwölf Milliarden Jahren könnte das Weltall von einer gigantischen Zahl an Schwarzen Löchern dominiert worden sein - bis zu 300 Milliarden Stück. Zu dieser Erkenntnis kommen Forscher, nachdem sie Aufnahmen des Weltraum Röntgenteleskops "Chandra" näher betrachtet haben.

Wie die US-Raumfahrtbehörde Nasa in Huntsville (US-Bundesstaat Alabama) mitteilte, hat das schwebende Observatorium einen beispiellosen Blick auf "die letzten zwölf Milliarden Jahre" der kosmischen Evolution geworfen. "Wer mit Röntgenaugen in den Himmel blickt", so Bruce Margon, Astronomie-Professor an der University of Washington, "sieht fast nur Schwarze Löcher."

Das Chandra-Röntgenteleskop, am 23. Juli 1999 ins All gestartet, ergänzt das weitaus bekanntere Hubble-Weltraumteleskop im Bereich der Röntgenstrahlung. Beim aktuellen Blick in die Vergangenheit des Universums hat sich das knapp fünf Tonnen schwere Observatorium auf einen kleinen Streifen am südlichen Himmel konzentriert, diesen aber umso genauer unter die Lupe genommen.

Durch extrem lange Belichtungszeiten (manchmal mehr als zehn Tage) konnten die Forscher dabei Objekte auf Film bannen, die etwa zwölf Milliarden Jahre alt sind - damals hatte das Universum gerade einmal rund ein Zehntel seines heutigen Alters. "Wir konnten im Röntgenhintergrund zwar verschiedene Objekte ausmachen, doch die wichtigsten Komponenten waren mit Sicherheit Schwarze Löcher", so Margon.

Schwarze Löcher, von theoretischen Astrophysiker schon lange vorausgesagt, stellen Regionen mit enorm hohen Materiedichten dar. Aufgrund der starken Gravitationswirkung kann jenseits einer bestimmten Grenze nichts mehr der Anziehungskraft eines Schwarzen Lochs entkommen - nicht einmal Licht.

Die größten Löcher, wie sie wahrscheinlich im Zentrum gigantischer Galaxien vorkommen, bringen es auf bis zu 100 Milliarden Sonnenmassen konzentriert auf eine Region, die nicht viel größer ist als die Erde. Kleinere Ausgaben der kosmischen Staubsauger, die zum Beispiel durch den Kollaps eines Sterns entstehen, können bis zu drei Sonnenmassen leicht sein. Dafür misst ihr Durchmesser auch lediglich einige Kilometer.

Da Schwarze Löcher kein Licht entkommen lassen, ist die direkte Beobachtung schwierig. Werden interstellare Staub- und Gasmassen allerdings von den Gravitationszentren angezogen, erreichen sie große Geschwindigkeiten. Derart erhitzt sendet die Materie Röntgenstrahlung aus - charakteristische Spuren, die jetzt von den Chandra-Astronomen entdeckt worden sind.