Abitur erscheint Eltern immer unattraktiver

Immer weniger Eltern wollen einer repräsentativen Umfrage zufolge, dass ihr Kind seine Schulausbildung mit der Hochschulreife abschließt. Und auch die Wissensvermittlung in der Schule selbst gerät immer mehr in die Kritik.

Im Auftrag des Dortmunder Instituts für Schulentwicklungsforschung hatte das Meinungsforschungsinstitut Emnid Anfang des Jahres knapp 3000 Bürger befragt. Dabei erklärten 44 Prozent der Eltern, dass sie sich das Abitur als Schulabschluss für ihre Kinder wünschen. Vor neun Jahren waren hatten sich noch bundesweit 52 Prozent der Eltern so geäußert.

Im Gegensatz zum Beginn der neunziger Jahre war bei der jüngsten Befragung auch ein starker Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland erkennbar. Während im Westen 45 Prozent (1991: 53 Prozent) der Eltern die Hochschulreife attraktiv für ihre Kinder fanden, waren es im Osten nur noch 38 Prozent (1991: 51 Prozent).

Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eva-Maria Stange, sagte, offenbar hielten die Eltern nicht mehr viel von der Parole "Schick dein Kind länger auf bessere Schulen". Trotz steigender Nachfrage nach hoch qualifizierten Absolventen scheine in der Bundesrepublik die Bildungsexpansion beendet. Die GEW ist Auftraggeberin der seit 20 Jahren regelmäßig erstellten Umfragen.

Überdies gerät die deutsche Schule auch immer mehr in die Kritik, wie die Umfrage belegt. So beurteilt jeder vierte Bundesbürger das in der Schule Gelernte als mangelhaft. Nur 41 Prozent der Eltern im Westen geben an, dass ihr Kind gern zur Schule geht. Im Osten sind dies sogar nur 37 Prozent. Vor drei Jahren waren es mit 55 Prozent im Westen und 45 Prozent im Osten noch wesentlich mehr, erläuterte der Autor der Umfrage, der Erziehungswissenschaftler Hans-Günter Rolff.