Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Villach - Peraustrasse

Fachgruppe: Chemie







Biologische Waffen:


Biologische oder bakteriologische Waffen und Kampfmittel (z.B. Erreger von Enzephalitis, Milzbrand, Pest, Typhus) verseuchen Menschen, Tiere und Pflanzen. Da sie von Flugzeugen oder Raketen aus versprüht werden (Bakterienkrieg), unterliegt ihr Wirkungsbereich den Zufälligkeiten von Windrichtung und Windgeschwindigkeit.

Die B-Waffen wurden bisher nicht eingesetzt; ihre Anwendung gegen die Zivilbevölkerung ist völkerrechtswidrig.

Bisher sind biologische Kampfstoffe zumindest offiziell noch nicht zum Einsatz gekommen. Doch in den Laboratorien vieler Nationen wird eifrig an ihnen geforscht, um sie mit bestimmten Eigenschaften auszustatten. Für die Zukunft erhofft man sich, dass die Produkte der Forschungsstationen folgenden Forderungen gerecht werden:
  1. Tödliche Wirkung bei der Zielpopulation oder zumindest rasche Außer-Gefecht-Setzung der Gegner
  2. Kleinste Dosen sollen wirksam sein
  3. Inkubationsfrist muss kurz und voraussagbar sein
  4. Schwierige Diagnose sowie wenig Schutz- und Therapiemöglichkeiten für den Feind
  5. Gute Schutzmöglichkeit für die eigene Truppe
  6. Die Krankheitskeime müssen widerstandsfähig, biologisch stabil sowie lagerfähig sein und sich im Zielgebiet via Aerosole oder Insekten einfach und rasch verbreiten lassen
  7. Nach erfülltem Zweck sollen die Krankheitserreger rasch absterben, um eine Okkupation des Gebietes zu ermöglichen"
Rolle der Genetik:


Als es 1972 zum ersten Mal gelang, fremdes Erbgut in einen Organismus einzubauen und diese Erbinformation zu manipulieren, eröffnete dies auch neue Dimensionen in der Forschung an biologischen Kampfstoffen. Der Traum, eine Waffe herzustellen, die vom Gegner nicht mehr abgewehrt werden konnte, oder eine Möglichkeit zu schaffen, wie die Leute in den eigenen Reihen völlig verschont bleiben könnten, war wahr geworden. Durch die Gentechnik ist es nämlich möglich, den Erregern beispielsweise Resistenzgene gegenüber Antibiotika in deren Erbgut einzupflanzen, so dass der Gegner keine Chance zur Behandlung mit Medikamenten hat.

Zudem lassen sich die Biokampfstoffe durch gentechnische Eingriffe in ihren Eigenschaften modifizieren. So lässt sich zum Beispiel ihre toxische Wirkung erhöhen oder man kann auch den Temperaturbereich, in dem sie überleben können, vergrößern. So sind sie in ihrer Wirkung nicht mehr von Umweltfaktoren abhängig. Eine weitere Möglichkeit wäre es, passende Erreger für ganz spezielle Einsätze zu züchten.

Ein Beispiel hierfür wäre die Züchtung UV-empfindlicher Erreger für einen Nachtangriff. Diese hätten den Vorteil, dass sie bei Sonnenaufgang zerstört würden und somit die eigenen Truppen mit der Einnahme des Gebietes beginnen könnten, ohne dabei ein Risiko einzugehen.

Geschichte der Biowaffen:

1346 Nachdem die Tartaren die Hafenstadt Caffa am schwarzen Meer, die zum Besitz Genuas gehörte, drei Jahre lang ohne Erfolg besetzt hatten, kamen sie auf die Idee, ihre Pestleichen über die Stadtmauern zu werfen und übertrugen dadurch den Erreger auf die Feinde, der diese dahinraffte.
19.06.1925 Genfer Protokoll zum Verbot von erstickenden, giftigen oder anderen Gasen und bakteriellen Kriegsmethoden
1942/43 Die britische Armee zündet zu Versuchszwecken mehrere mit dem Milzbranderreger gefüllte Bomben auf der kleinen schottischen Insel Gruinard. Diese ist erst 49 Jahre danach wieder begehbar.
Seit dem 2. Weltkrieg Verstärkte Forschung an biologischen Kampfstoffen
1971 Mit Unterstützung der CIA wird der afrikanische Schweinepest-Virus von Anti-Castro-Terroristen in Cuba eingeführt. Dies führte zu einer Schlachtung von über 500000 Schweinen, was Cubas Schweinezucht für mehrere Monate lahmlegte. (Bericht stützt sich auf Aussagen von CIA-Agenten)
1972 Der erste gentechnische Versuch gelingt. Dies öffnet der Biowaffenforschung neue Horizonte.
10.04.1972 Die B-Waffen-Konvention wird unterzeichnet.
1984 Gründung des "Council for Responsible Genetics (CRG)", einer Gruppe von Wissenschaftlern und Friedensaktivisten, deren Hauptanliegen ist, ein Verbot von Entwicklung und Einsatz biologischer Waffen zu erreichen.

Seit Jahren wird in vielen Ländern der Welt an biologischen Kampfstoffen geforscht, noch verstärkt nach der Einführung der Gentechnik. Die USA unterhält beispielsweise drei große Forschungsanstalten sowie 120 Universitäten und Hochschulinstitute mit B-Waffenforschungsprogramm 2001 Anthrax Anschläge in den USA und anderen Ländern

Die bekanntesten Erreger:


Milzbranderreger Anthrax

"BACILLUS ANTHRACIS: der Erreger des Milzbrandes; aerob, unbeweglich; bildet Sporen oder Schleimkapseln (außerhalb bzw. innerhalb des Organismus)."

Anthrax ist auf jeden Fall einer der bekanntesten Erreger, der mit dem Begriff 'Biowaffen' in Verbindung gebracht wird. Das Einatmen dieses Erregers hat schwerwiegende Folgen: Schüttelfrost, Fieber und Atemstörungen sind noch die harmloseren Symptome. Zudem verursacht Anthrax noch blutig-schleimigen Auswurf und führt in 80% der Fälle zum Tode.


Zehn Sporen können bereits den Tod eines Menschen herbeiführen. Im Laufe ihrer Forschungen konnten Wissenschaftler auf einem einzigen Plasmid drei Giftgene feststellen, auf einem anderen das Sporulationsgen, das für die Bildung der tödlichen Sporen verantwortlich ist. Diese Genkonstellation ist ideal für gentechnische Veränderungen. Denkbar wäre eine Entfernung des Sporulationsgens, um Erreger herzustellen, die nach einer bestimmten Frist absterben. Auch eine schnelle Übertragung der toxischen Gene in andere Mikroben wäre eine denkbare Möglichkeit.In den USA wird dieser Biokampfstoff in großem Maße hergestellt.

Botulinumtoxikum


 "BOTULINUSTOXINE": stark wirksame, hitzeempfindliche Ektotoxine des Clostridium botulinum(@ Botulinusbazillus), die unter anaeroben Bedingungen  in unzureichend konserviertem Fleisch, Fisch und Gemüse gebildet und nach Verzehr im Magen und Jejunum resorbiert werden. Tödliche Dosis – nach  oraler Aufnahme ca. 0,01 mg-,i.V. ca. 0.003 m g, zerstörbar durch 5-10 Min. Kochen. Blockieren die Freisetzung von Acetylcholin an den cholinergen  Synapsen."

Dieser Stoff ist sechzigmal giftiger als die gefährlichste chemische Substanz, das Seveso-Dioxin 2,3,7,8-TCDD.Die Kontamination mit diesem Erreger führt unter anderem zu Akkommodationslähmungen, Doppeltsehen, Sprach- und Schluckstörungen, Aufhören der Speichelsekretion, Heiserkeit, Muskelschwäche, Atemnot und Krämpfen. Auch an diesem Kampfstoff wird verstärkt geforscht, um ihn durch gentechnische Manipulationen noch zu verbessern. Er erzielt eine Sterblichkeitsrate von über 50%.

Diese Eigenschaft macht man sich medizinisch zunutze: Neurologische Krankheiten, bei denen bestimmte Muskeln dauerhaft angespannt sind (Dystonie), können mit einer Botulinumtoxin-Spritze geheilt werden. Viele weitere Beschwerden, wie zum Beispiel Blasenentleerungsstörungen, übermäßiges Schwitzen und sogar Falten werden ebenfalls mit dem Toxin behandelt.

Bereits bei Verdacht auf eine Vergiftung mit dem Botulinumtoxin muss unmittelbar ein Antitoxin gegeben werden. Die Ergebnisse mikrobiologischer Tests dürfen nicht abgewartet werden, da es innerhalb kürzester Zeit zur Lähmung der Atemmuskulatur kommen kann. Zusätzliche Maßnahmen wie künstliche Beatmung und Nahrungszufuhr müssen bereitstehen.

Eine Impfung mit ungefährlichem Toxin steht für Angestellte bestimmter Forschungslabors zur Verfügung und kann eine Immunität für mehrere Monate bewirken. Doch diese Methode ist nach einer Botulinum-Exposition unwirksam. Ein menschlicher Antikörper gegen das Toxin könnte sowohl bei einer Vergiftung als auch zur Vorbeugung eingesetzt werden. Die Technologie zur Herstellung von großen Mengen einer solchen Impfmethode steht zwar zur Verfügung, doch bislang gibt es kein Projekt, das eine solche Produktion vorsieht.

Variola-Virus

Medical Tribune Online Bericht Das Variola-Virus, der Erreger der Pocken, kann als biologische Waffe eingesetzt werden. Das Virus wird schnell von Mensch zu Mensch übertragen und führt in bis zu 80% der Fälle zum Tod. Bis Symptome einer Infektion auftreten und die Diagnose gestellt wird, ist es bereits zum Ausbruch einer Epidemie gekommen.

Die Pocken sind seit dem Altertum bekannt und haben immer wieder durch Epidemien für Angst und Unheil gesorgt. Dank weltweiter Impfkampagnen konnten die Pocken im Jahre 1980 von der Weltgesundheitsorganisation als ausgerottet erklärt werden.

"Von der Liebe und den Pocken wird keiner verschont" (Edward Jenner, Chirurg, 1798)

Doch noch immer gibt es mindestens zwei industrielle Einrichtungen (eine in Russland und eine in den USA), die unter dem Deckmantel der Forschungsarbeit jährlich mehrer Tonnen des Virus produzieren können. Weltweit lagern Virusmengen, die bis zu 600 000 Millionen Menschen infizieren könnten. Nicht nur die überwältigenden Mengen, die in solchen Einrichtungen produziert werden können, sondern auch die Möglichkeit, noch infektiösere Stämme zu entwickeln, tragen zur Beunruhigung bei. Bereits bekannt ist ein Mäusepocken-Virus, welches nicht nur eine Pocken-Infektion hervorruft, sondern gleichzeitig in der Lage ist, das Immunsystem zu schwächen.

Das Pocken-Virus gehört zu der Gruppe der Poxviridae und ist ein DNA-Virus. Der Erreger wird direkt von Mensch zu Mensch oder indirekt über infizierte Gegenstände übertragen. Nach einer Latenzzeit von 12-14 Tagen leidet der Infizierte unter hohem Fieber, Übelkeit, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und hochgradiger Erschöpfung. Nach weiteren 2-4 Tagen folgt der charakteristische Ausschlag mit Pusteln, die Narben hinterlassen. Kein anderes Agens, welches potentiell zu bioterroristischen Zwecken eingesetzt werden könnte, vereint eine so hohe Sterblichkeitsrate mit einem so großen Übertragungs- und Ausbreitungspotential. Für eine ausreichende Isolierung der Patienten in Krankenhäusern fehlt jedoch im Ernstfall die Kapazität.

Die 1796 durch den Arzt Edward Jenner erstmals durchgeführte Impfung gegen das Pockenvirus mit Kuhpocken wird seit 1972 in den westlichen Ländern nicht mehr durchgeführt, da die Impfpflicht aufgehoben wurde. Das bedeutet, dass alle Menschen, die heute jünger als 30 Jahre sind, ohne jeglichem Schutz einer Pockenepidemie ausgesetzt wären. Die Pockenimpfung, welche alle über 30-Jährigen erhielten, schützt im Idealfall ein Leben lang vor einer Infektion. Mit zunehmendem Abstand zur Impfung sinkt jedoch der Schutz ab, weswegen ältere Menschen prinzipiell ebenfalls erkranken können.

Aus diesem Grund sprach sich die Organisation für Variola-Forschung der WHO dafür aus, dass eine neue Pocken-Vakzine entwickelt werden soll – und zwar nicht mit Hilfe von Variola-Viren, sondern allein durch ihre genetische Information. Außerdem fordert die Organisation, dass jegliche infektiöse Variola-Bestände zerstört werden, um einen Missbrauch des Virus als biologische Waffe zu verhindern.

Biologische Waffen in der Landwirtschaft


An diese Anwendungsmöglichkeit für biologische Kampfstoffe denkt man nicht sofort. Und doch bieten sich hier enorme Möglichkeiten: Hier handelt man nicht in erster Linie gegen die Menschen, sondern zuerst an die Wirtschaft eines Landes. Man schwächt einen Gegner, indem man dessen landwirtschaftliche Versorgung lahmlegt.

Durch gentechnische Eingriffe können Erreger so verändert werden, dass sie später gezielt gegen einzelne Kulturen eingesetzt werden können. Monokulturen sind durch solche Angriffe besonders gefährdet, eine ganze Ernte könnte auf einen Schlag vernichtet werden. Auch Pilze lassen sich gegen Spritzmittel resistent machen und sind hinterher nicht mehr zu bekämpfen. Es bestehen hier außerdem zwei Möglichkeiten eines Krieges: ein offener, bei dem u.a. die Vernichtung der Landwirtschaft angestrebt wird- zu einem solchen ist es auf jeden Fall offiziell noch nicht gekommen- oder ein heimlicher Krieg, der anscheinend schon seit Jahren betrieben wird und auf den ich im nächsten Unterkapitel eingehen möchte.

In toto ist zu sagen, daß hier wieder die Gentechnik eine große Rolle spielt; ohne die Möglichkeiten, die sie bietet, wäre der Einsatz der B-Waffen in der Landwirtschaft wahrscheinlich zu kostenintensiv.

Tödlicher Zucker


Mit Milzbrand-Sporen präparierte Zuckerstückchen, die im 1. Weltkrieg vom deutschen Diplomaten Baron von Rosen nach Norwegen geschmuggelt wurden, um sie dort als Biowaffe gegen die Pferde der Gegner einzusetzen. Aus der Ausstellung "Schwarzer Tod und Amikäfer".

Amikäfer


Broschüre aus der ehemaligen DDR aus dem Jahre 1950, in der vor Kartoffelkäfern gewarnt wird. In der DDR wurde (fälschlicherweise) behauptet, dass die Kartoffelkäfer von den Amerikanern als Biowaffe über der DDR abgeworfen wurden, daher der Name Ami-Käfer. Aus der Ausstellung "Schwarzer Tod und Amikäfer" (s.o.).