6. September 1998
© Kleine Zeitung Klagenfurt
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Endlose Flut: Kärntner lindert die Not
Seit 60 Tagen steht Bangladesch unter Wasser. Letzte Hoffnung: UNO-Hilfe unter der Leitung des Villachers Werner Kiene.
Das Wasser steigt und steigt. Und mit ihm die Zahl der Opfer. Alleine am Samstag fielen in Bangladesch wieder mindestens 30 Menschen der Flut zum Opfer. Eine Flut, die den asiatischen Staat seit nunmehr fast 60 Tagen unter sich begräbt. Bisher hat die längste Überschwemmung dieses Jahrhunderts knapp 700 Menschenleben gefordert, in ganz Asien sind es bereits rund 5000.
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Für Reisrationen müssen die Menschen durchs Wasser waten.
KOFLER, APA (2)
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| Dauerregen. In kleinen Booten kämpfen sich die Menschen durch die Fluten. |
Während die Flut aber in China langsam wieder zurückgeht, versinkt Bangladesch immer tiefer in Wasser. Große Teile der Ernte drohen auszufallen. Für Hunderttausende Menschen in dem 120-Millionen-Staat wird damit die Versorgung durch das "Welternährungsprogramm" der UNO zur letzten Überlebenschance.
Leiter des Programms ist Werner Kiene. Der Villacher, seit 1994 im Dienste der UNO, koordiniert in der Hauptstadt Dhaka Hilfsleistungen in Millionenhöhe. "In den nächsten Wochen werden wir eine halbe Million Tonnen Weizen herbeischaffen, um wenigstens den Ärmsten der Armen helfen zu können", so Kiene zur Kleinen.
Der Hilfseinsatz verlangt dem Villacher alles ab. Sein Haus in Dhaka ist beispielsweise seit 50 Tagen von rund 70 Zentimeter Wasser umgeben. "Der Koch fängt vom Küchenfenster aus die Fische für das Abendessen."
Ernteverlust. Das wahre Ausmaß der Naturkatastrophe ist noch nicht absehbar: 60 Millionen Bangladescher leben unter der Armutsgrenze, also von weniger als 2000 Kalorien täglich. Der zu befürchtende Ernteverlust würde sie unweigerlich dem Hungertod preisgeben. "Daher brauchen diese Menschen Nahrung von außen", so Kiene: "Bis November müssen wir es geschafft haben, den Menschen einen Neubeginn zu ermöglichen. Irgendwann muß das Wasser ja wieder zurückgehen."
Für DI Dr. Kiene (Frau Heide, zwei Kinder) ist der Einsatz an der Front nichts Neues: Seit Jahrzehnten organisiert er Groß-Hilfseinsätze, arbeitet in Amerika, Afrika, Europa und nun in Asien. Als Mitglied des zehnköpfigen Führungsstabes des Welternährungsprogrammes der UNO verwaltet er das weltweit größte Hilfsbudget: rund 25 Milliarden Schilling.
Das Ende seines Einsatzes in Bangladesch ist noch nicht absehbar: Ständig kommen neue Horrormeldungen. "Nun sind in einer Region auch noch die Masern ausgebrochen." Kiene warnt: "Asien ist weit weg. Aber wenn wir den Menschen jetzt nicht helfen, stehen viele von ihnen übermorgen vor den Toren Europas."
Wolfgang Kofler
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